Alle Beiträge von AF Germer

Markus 10:30 – Das äonische Leben

Konkordantes NT (KNT) Revidierte Elberfelder Elberfelder
1905
Luther
1912
Schlachter
… und im kommenden Äon äonisches Leben. … und in dem kommenden Zeitalter[A] ewiges Leben. A) griech. Äon … und in dem kommenden Zeitalter ewiges Leben. … und in der zukünftigen Welt das ewige Leben. … und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben.

Äon

Aion ist halbwegs akzeptabel übersetzt: Die Revidierte Elberfelder lässt wenigstens noch in der Fußnote erkennen, dass hier von einem Äon die Rede ist. Warum übersetzt man nicht im Haupttext so?

Aion wird stattdessen mit Zeitalter übersetzt, was zwar nicht falsch ist, aber den Nachteil hat, den Zusammenhang zum Adjektiv aionion (äonisch) nicht transparent werden zu lassen. Luther übersetzt mit „Welt“ (missverständlich, da auch kosmos mit Welt übersetzt wird) und Schlachter mit „Weltzeit“, was den Sinn besser trifft als „Zeitalter“, da der sehr lange Zeitraum deutlich wird.

Äonisch

Regelrecht verzerrend ist dagegen die Übersetzung von aionion (äonisch) mit „ewig“.

Gerade an dieser Stelle wird besonders deutlich, dass das Adjektiv „aionion“ (äonisch) logischerweise direkt mit dem zeitlich begrenzten Äon zusammenhängt, also ebenfalls zeitlich ist. Dennoch wird in allen Übersetzungen außer dem KNT theologisch mit „ewig“ interpretiert und nicht exakt übersetzt. Denn eine Weltzeit bzw. ein Zeitalter hat ein Anfang und Ende. Ein Leben, dass sich darauf bezieht, ist selbstverständlich auch zeitlich, also vergänglich mit Anfang und Ende. Es kann ja auch nicht sein, dass das Adjektiv aionion eine völlig andere Bedeutung als das Substantiv aion hat!

Äonisches Leben

Äonisches Leben bezeichnet das Leben während bestimmter Äonen – des Millenniums und der neuen Erde (für die aus Israel) bzw. in den Himmeln (für die aus den Nationen). Es ist eine gleichwertige Gabe für bestimmte von Gott erwählte Menschen (die Gläubigen), die währenddessen Aufgaben im Heilsplan Gottes ausführen. Das äonische Leben wird nach diesen Äonen beendet sein. Die Menschen, die das äonische Leben nicht erhalten, leben während dieser Zeit nicht. Sie sind damit zwar vordergründig bestraft, landen aber keinesfalls in einer Hölle oder sind dauerhaft tot, wie die Alternative oft ausgemalt wird. Auserwählt wird also zum äonischen Leben und nicht zur Rettung. Die Irrlehre der Prädestination nach Calvin, die einerseits von der Auswahl zur Rettung und damit logischerweise andererseits zur Hölle (die einer anderen Irrlehre entspringt) ausgeht, basiert somit auf dem, auch wegen unrichtiger Übersetzungen, nicht erkannten Unterschied zwischen äonischem Leben (das nur einer Auswahl gilt) und Aussöhnung/Rettung (die alle Menschen erfahren werden).

Matthäus 20:27,28 – Die Seele

Konkordantes NT (KNT)(Dünndruck=Zusatz) Die Gute Nachricht Elberfelder1905 DaBhaR(Kursiv=Zusatz) Schlachter
und wer unter euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein, ebenso wie der Sohn des Menschen nicht kam, um bedient zu werden, und wer von euch an der Spitze stehen will, soll sich allen unterordnen. Auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, und wer unter Euch der Erste sein will, soll euer Knecht sein; gleich wie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, Und wer gleichsam inmitten von euch willens ist, ein Vorderer zu sein, wird euer Sklave sein, ebenso, wie der Sohn des Menschen nicht kam, um bedient zu werden, und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht, gleich wie des Menschen Sohn nicht gekommen ist, sich dienen zu lassen,
sondern um zu dienen und Seine Seele als Lösegeld für viele zu geben. sondern um zu dienen, und sein Leben als Lösegeld für alle Menschen dahin zu geben. sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. sondern zu dienen und seine Seele zu geben als Lösendes an vieler statt. sondern damit er diene und sein Leben gebe zum Lösegeld für viele.

Seele oder Leben?

Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenige Worte den Sinn einer Übersetzung stark verändern. Die diskordanten Übersetzungen nach Luther und Schlachter, sowie die „Gute Nachricht“ und die Elberfelder geben das griechische psuche (Seele) nicht nur an dieser Stelle mit „Leben“ wieder. Wird damit die Verständlichkeit gefördert oder die Aussage des Grundtextes unzulässig verändert? Der Begriff Seele kommt im AT über 700mal vor (nephesh) und im NT über 100mal (psuche). Das griechische psuche wird von Luther nun außer mit Seele 2mal mit Herz, 1mal mit (jeder)mann, 1mal mit Mut und wie auch hier 35mal mit Leben übersetzt. In konkordanten Übersetzungen werden die Wörter einheitlich wiedergegeben, das heißt psuche und nephesh mit Seele. Wenn aber „Leben“ statt „Seele“ gemeint war, warum finden wir nicht das entsprechende Wort (nämlich zoe) im Urtext?

Durch derartig uneinheitliche Übersetzungen kann der Leser gar nicht mehr herausfinden, was die Bibel mit dem Begriff Seele ausdrücken will. Der Mensch wurde eine lebende Seele (und nicht etwa ein lebendes Leben) nachdem Gott Lebensodem (Geist) in den Körper, der aus Erdreich geformt war, gehaucht hat (1. Mose 2,7). Dies ist ein allgemeines Prinzip, das für alle Lebewesen gilt, die sich selbst bewegen können, also auch für Tiere (Seele von Tieren: 1. Mose 1,20f; 3.Mose 17,11ff Strong H5315; Geist von Tieren: Prediger 3,21). Es gibt zahlreiche Schriftstellen, welche eine Beziehung zwischen der Seele und den Sinnen herstellen (5. Mose 12,20; 23,25; Psalm 107,18; Jesaja 32,6 u.v.a.). Der Begriff „Seele“ steht also für die Gesamtheit an Erfahrungen und Empfindungen, die ein Mensch im Lauf seines Lebens macht. Sie steht auch für Überzeugungen und Glaubenswachstum, also für seine Persönlichkeit. Die Seele ist also das Wertvollste, was ein Mensch besitzt. Mit jeder neuen Erfahrung ändert sie sich in positiver oder negativer Richtung. Spricht die Bibel davon, dass die Seele umkommt (z.B. Joh. 12,25), meint sie dass der Mensch seine Überzeugungen aufgibt. Daher kommt auch die Redewendung, seine Seele zu verkaufen, wenn man positive Ideale zugunsten niederer Motive aufgibt. Seele hier einfach mit „Leben“ zu übersetzen, würde der Aussage des Textes also nicht gerecht werden.

Mit diesem Wissen machen viele Stellen, die durch falsche Übersetzungen geradezu entstellt werden, wieder Sinn. So heißt es in Joh. 15,12-14 „Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Größere Liebe kann niemand haben als die, dass jemand seine Seele [und nicht etwa Leben!] für seine Freunde hingibt.“ Hier wird natürlich nicht zum Selbstmord oder Märtyrertum für andere Menschen aufgerufen, was die Fehlübersetzung nahe liegen könnte, sondern dazu, seine eigenen Genüsse und sein eigenes Empfinden in der Gesamtheit zurückzustellen und den Anderen darüber zu stellen, den Anderen selbstlos (!) zu lieben. In diesem Sinn stellt auch Paulus in 1. Kor. 2,14 den seelischen (psuchikon) Menschen [oft mit „fleischlich“ übersetzt], dem geistlichen Menschen gegenüber. Modern ausgedrückt kann man Seele oft mit dem „Ego“ des Menschen, seinen eigenen Wünschen, Interessen und seinem Empfindungen gleichstellen. Nur der geistliche Mensch wird von Gott befähigt die Seele, also sein Ego, zurückstellen und andere Menschen wirklich zu lieben. Klar ist auch, dass es die Möglichkeit der Empfindung nach dem Tod nicht mehr gibt, denn Geist und Körper werden dann getrennt. Der Begriff Seele wird in der Bibel daher auch verwendet, um den Menschen an sich zu bezeichnen (Apg. 7,14; Apg. 27,32), wie auch in unserer Sprache („das Dorf hat 300 Seelen“). Die Bibel spricht davon, dass die Seele nach dem Tod nicht mehr wahrnehmbar ist, bzw. dass sie im Ungewahrten (=Hades) ist (Apg. 2,27). Damit dürfte auch klar geworden sein, dass die biblische Lehre über die Seele in wesentlichen Punkten der gemeinhin bekannten und verbreiteten Vorstellung widerspricht. Diese unbiblischen Philosophien (die z.B. von einer „unsterblichen“ Seele ausgehen, die ein Teil des Menschen sein soll) wurden vom Gnostizismus entwickelt, von dem griechischen Philosophen Platon verfeinert und von seinen geistigen Nachfolgern (Neoplatonismus) in die Welt getragen, und von dem Kirchenvater Origenes in die Kirchendogmen.

Der Auftrag Jesu

Mit diesem Wissen steht nun Mt. 20,28 wie auch die Parallelstelle Mk. 10,45 in einem ganz anderen Licht, als in den diskordanten Übersetzungen. Zunächst ist wichtig zu sehen, wovon hier nicht die Rede ist: Sie spricht nicht vom Tod Christi. Sie sagt, dass Er Seine Seele gab, nicht sein Leben. Mit keinem Wort wird die Rettung erwähnt. Dienst ist das Thema, das hier erörtert wird. Ebenso wenig lesen wir von Sünde, sondern von der Ausübung der Herrschaft und von der Bereitschaft zu dienen. Zur Zeit der Aussage des Herrn in Matthäus 20 war den Jüngern die Bedeutung Seines Todes kein Begriff, und sie rechneten wohl auch nicht damit, da sie das Königreich als unmittelbar bevorstehend wähnten. Andernfalls wäre ihrer Meinung nach ja auch ihre ganze Erwartung hinfällig geworden, was ihre Reaktionen auf die Andeutungen des Herrn bezüglich Seines Todes später zeigen. Sie haben daher Seine Worte gar nicht so verstanden, wie sie heute interpretiert werden; sie hätten sie auch gar nicht so verstehen können. Wir tun daher dieser Schriftaussage Gewalt an, wenn wir sie in Verbindung mit dem Tod des Herrn sehen und meinen, wir müssten hier „Seele“ durch das Wort „Leben“ ersetzen.

Nein, hier ist etwas anderes gemeint, was durch die konkordanten Übersetzungen klar wird. Jesus kam zunächst nur auf die Erde, um Sein Volk Israel auf das 1000-jährige Königreich vorzubereiten. So weist Jesus die Zwölfe an: „Geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel … heroldet und sagt: Genaht hat sich das Königreich“ (Mt. 10,6). Dieser Auftrag Jesus nur an Israel wird in Mt. 20,28 beschrieben, denn die Menschwerdung ist eine Erniedrigung für Jesus Christus, dem Sohn des allmächtigen Gottes: „Denn diese Gesinnung sei auch in euch, die auch in Christus Jesus ist: der, als Er in der Gestalt Gottes war, es nicht als ein Rauben erachtete, ebenso wie Gott zu sein; sondern Er entäußerte Sich Selbst, nahm die Gestalt eines Sklaven an, wurde den Menschen gleich gestaltet.“ (Phil. 2,6-7). Statt als Herrscher auf der Erde zu sein, durchlebte Er als Sklave Entbehrungen, die mit Armut, Schwachheit und Erniedrigung einher gingen. Seine Seele zu geben, bedeutet also, Verzicht zu üben zugunsten einer Aufgabe.

Die „vielen“ sind also auch nicht alle, wie die Gute Nachricht kurzerhand die Aussage des Grundtextes abändert, um sie der herrschenden theologischen Interpretation anzupassen. Wir wissen doch, dass durch den Tod Christi, die Sünden ausnahmslos aller Menschen getilgt sind (Joh. 1,29) und das Leben aller Menschen durch den Tod Jesu völlig passiv gerechtfertigt ist (Römer 5,18; 1. Kor. 15,22). Da es in der Bibel keine Widersprüche gibt, ist auch deswegen klar, dass hier nicht der gleiche Sachverhalt (also der Tod Jesu) thematisiert ist. Nein, es geht um die aus dem Bund der Beschneidung (um Israel, nicht um die gesamte Menschheit!), die unter dem Gesetz versklavt waren und dieses nicht erfüllen konnten. So nahm Er ihren Platz unter dem Gesetz ein und erfüllte es für sie (Mt. 5,17). Das alles hat nichts mit uns zu tun, denen aus den Nationen, denen gar kein Gesetz gegeben wurde. Das Evangelium, das Jesus verkündete, war auf das Gesetz bezogen und deswegen ein völlig anderes, als das des später auftretenden Paulus, das an die Nationen gerichtet ist und nach dem Tod Jesu eine ganz andere Basis hat.

ethnos = Heiden?

Luther hat das griechische „ethnos“ unterschiedlich übersetzt: 1mal Geschlecht, 1mal Grieche, 116mal Heiden, 2mal heidnisch, 2mal Leute, 1mal Mensch, 33mal Volk, 3mal weltlich. Insbesondere die Übersetzung mit „Heiden“ führt in die Irre, denn mit ethnos werden keineswegs Ungläubige gemeint. An einigen Stellen wird besonders deutlich, dass durchaus auch Gläubige mit ethnos angesprochen werden, bzw. der Begriff ganz neutral benutzt wird (dort dann von Luther inkonsequenterweise mit „Völker“ übersetzt, siehe Römer 1,13, Offb. 5,9; 7,9 usw.). Die konkordante Methode nun benutzt diese Stellen, an denen der Begriff sozusagen definiert wird, um diese Bedeutung in anderen Versen ebenfalls einzusetzen.
Durch einen derartigen Vergleich aller Vorkommen kann für ethnos dann folgende Definition (Stichwortkonkordanz KNT S.535) gefunden werden: eine Gemeinschaft, durch gemeinsame Regierung und gemeinsames Vaterland geeinigt. In der Einzahl bezeichnet es gewöhnlich die jüdische Nation (Lk 7,5). In der Mehrzahl stehen die Nationen im Gegensatz zu Israel. Für ethnos wurde daher der Begriff Nationen verwendet (auch zum großen Teil in der Elberfelder Übersetzung).
Volk steht dagegen mehr für Blutsverwandtschaft, Zunge vereinigt durch eine gemeinsame Sprache, Stamm bezeichnet eine engere Gemeinschaft von gleicher Abkunft, weiter als Familie, während Schar eine unorganisierte, beziehungslose, an einen Ort zusammengedrängte Menge bedeutet.
Die Bibel sieht so als Empfänger der Briefe zwei gleichrangige Gruppen von Auserwählten: aus der Nation Israel und aus allen Nationen. Durch die diskordante fallweise Übersetzung von ethnos mit Heiden (also Ungläubige) statt des richtigen Begriffs „Nationen“ wird das Erkennen dieses Sachverhalts erschwert.
Der Begriff Heiden ist angeblich entstanden, weil bei der Ausbreitung der römischen Staatskirche Heidebewohner (also „Heiden“), bzw. Landbewohner (lat. paganus) zuletzt erreicht wurden. Mit Heiden sind Nichtchristen oder Ungläubige gemeint. Das griechische „ethnos“ sagt dagegen etwas völlig anderes aus. Hier liegt also eine klare Fehlübersetzung vor.

Gott = El = Eloah = Elohim = Jewe?

Der griechische Titel „theos“ (Gott)

„Mein Herr und mein Gott!“, sagt der „ungläubige Thomas“ zu Jesus in Joh. 20,28, als er Ihn als seinen Herrn anerkennt. Jesus als Herrscher auf dem Thron wird Gott genannt (Heb. 1,8), ebenso wie Herodes (Ap. 12,22), als er als König eine machtvolle Rede hält und Paulus (Ap. 28,6), als durch ihn ein Wunder gewirkt wurde. Unser himmlischer Vater ist aber als einziger der Gott aller (Eph. 4,6; 1. Kor. 8,4). Was bedeutet also „Gott“? Es ist ein Titel, es bezeichnet etwas oder jemand, dem man sich unterordnet. Könige und Kaiser (übrigens auch Titel) werden deswegen göttlich genannt. Ein Holzstück kann ein Gott sein (Jes. 44,15) oder gar der eigene Körper (Phil. 3,19).
„Theos“, das griechische Wort für Gott, entstammt dem Verb „theo“, platzieren. „Theos“ ist also wörtlich ein Platzierer, ein Unterordner (S. Zodhiates, S.909; KNT, S.469). Im NT kommt es daher auf den Kontext an, um zu erkennen, wer damit gemeint ist.

Die hebräischen Titel El, Eloah und Elohim

Im hebräischen AT wird das deutlicher: „El“ (Al) ist der absolute Gott. „Ich bin Al und keiner sonst“ (Jes. 45,22). Der Wortstamm Al bedeutet „zu hin“ und beschreibt die Haupttätigkeit Gottes, nämlich die des Unterordnens, es ist der Titel des Allerhöchsten (1. Mose 14,18-20, 1. Kor. 15,28).
„Eloah“ (Alue) ist wörtlich jemand, der auf El ausgerichtet ist. „Alle Rede Eloahs ist geläutert“ (Sprüche 30,5): Das ist Jesus Christus, „das Wort“ (Joh.1,1), das zu El ausgerichtet ist.
Die Mehrzahl lautet „Elohim“ (Alueim): die zu Al hin Unterordnenden. Das können auch Menschen sein, die von El mit besonderen Vollmachten ausgestattet wurden, aber sich El unterordnen. Menschen aus Israel werden Elohim genannt, weil ihnen Vollmacht über andere gegeben wurde (Ps. 82,8; Joh. 10,34), z.B. Richter (2. Mose 21,6) oder Mose (2. Mose 4,16). Mose wurde dem Pharao zum Gott gesetzt (2.Mose 7,1). Elohim wird allerdings meist benutzt, um auszudrücken, dass der Geist der Gottheit (El) in und durch Seinen Sohn (Eloah bzw. Alue) wirkt. Elohim ist deshalb der Schöpfer (1. Mose 1), denn durch Jesus Christus wurde das All erschaffen (Joh. 1,3).

Jewe, Jesus, Christus

Wörtlich übersetzt bedeutet Jewe (JHWH, IEUE: hebr. Tetragramm unpunktiert, statt Jahwe oder Jehova) „wird da sein, ist da, war da“; die drei Zeitformen von „sein“ (2. Mose 3,14; Off. 1,4ff). Dieser Name ist also zeitbezogen und drückt das Dasein, Wirken und Verursachen Els in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus. Durch wen schuf El die Welt, redet El zu Menschen, wirkt El? Durch Seinen Sohn (1. Kor. 8,6; 1. Tim. 2,5), denn der Vater selbst ist Geist (Joh. 4,24), niemand hat ihn jemals gehört oder gesehen (Joh 5,37)! Auch die Kombination „Jewe Elohim“ bezeichnet fast ausschließlich den Sohn, der im NT Jesus genannt werden sollte (Mt. 1,25). In der griechischen Übersetzung des AT (Septuaginta LXX) wurde Jewe meist mit „kyrios“ (Herr) übersetzt. Auch im NT sonst wird Jesus oft mit Herr angesprochen: unser Herr Jesus Christus (wie in Phil. 1,2), denn Jesus Christus wurde von Seinem Vater zum Herrn über alle eingesetzt (Ap. 10,36). Als „Herr“ (Jahwe) ist Christus das „Bild des unsichtbaren Gottes“ (2.Kor. 4,4f). Im AT wurde dafür der Titel Adonai verwendet, d.h. „mein Herr“. Als ein Titel Christi bezieht er sich auf die Dienstverpflichtung seinem Vater gegenüber.
Jesus ist die griechische Form des hebräischen Jehoshua, der Verbindung aus „Jewe“ und „Hoshea“ (Rettung, Heil). Jesus bedeutet also heb. „Jewe-Retter“ und war der Name des Sohnes vor allem im Zustand Seiner Erniedrigung auf der Erde bis zur Kreuzigung und Auferstehung, durch die alle Menschen errettet wurden (1.Tim. 4,10; Joh. 3,17 u.a.). Der Name Jesus war ein Versprechen, das eingelöst wurde.
Christus (Christos) dagegen entspricht dem hebräischen Messias (Gesalbter), ein Titel angewandt auf Priester, Könige und Propheten nach ihrer Amtsweihung mit Öl. Besonders gebraucht von Christus, der über Seine Gefährten erhaben ist (Heb. 1,9). Der Titel Christus weist auf die Würden und Ämter und auf Seine Erhöhung nach der Auferstehung hin.

So beinhaltet auch die Reihenfolge der Kombination „Jesus Christus“ oder „Christus Jesus“ eine Aussage, die auch in Übersetzungen erhalten bleiben sollte. Fehldeutungen gar (z.B. „Trinität“) entstehen, wenn die Titel Gottes und Seines Sohnes synonym verwendet werden. Gefördert wird dies durch diskordante Übersetzungen, die unterschiedliche Titel schlicht mit „Gott“ übersetzen und somit die Unterschiede nicht mehr erkennen lassen.

 

Siehe auch hier die ausführliche Ausarbeitung von Dieter Landersheim.

Engel oder Boten?

Das eingedeutschte Lehnwort für das griechische „aggelos“ ist „Engel“, die traditionelle Übersetzung. Unter Engel im theologischen Sprachgebrauch verstehen wir heute überhimmlische Wesen, die in der Kunst phantasievoll dargestellt werden (niedlich pausbäckig, graziös mit Flügeln usw.). Durch die Analyse der Wortverwendung in der Bibel fällt auf, das auch normale Menschen die Bezeichnung tragen (Mt. 11,10 Johannes der Täufer; Lk. 9,52 die Jünger Jesu; Ja 2,25 Kundschafter). Das griechische Wort bedeutet ja auch ursprünglich nichts anderes als Bote. Das Verb „aggelo“ bedeutet verkünden, Botschaft bringen. Aggelos ist also nichts weiter als eine Dienstbezeichnung. Somit wurde für „aggelos“ durchgängig „Bote“ verwendet. Den Begriff Engel in der Bibel nicht wiederzufinden, ist sicherlich ungewohnt, aber dient der besseren Verständlichkeit (und wirkt nebenbei einem Kitschchristentum entgegen).

Römer 5:18 – Verdammnis für alle Menschen?

Konkordantes NT (KNT)(Dünndruck=Zusatz) Revidierte Elberfelder Elberfelder1905 Luther1912 Schlachter
Demnach nun, wie es durch die eine Kränkung für alle Menschen zur Verurteilung kam, Wie es nun durch eine Übertretung für alle Menschen zur Verdammnis <kam>, also nun, wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, Wie nun durch eines Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, Also: wie der Sündenfall des einen zur Verurteilung aller Menschen führte –
so kommt es auch durch den einen Rechtsspruch für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. so auch durch eine Gerechtigkeit[A] für alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.A) o. Rechtsspruch, o. Gerechtsprechung, o. Rechtstat so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens. so ist auch durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. so führt auch das gerechte Tun des Einen alle Menschen zur lebenbringenden Rechtfertigung.

Tod = Verdammnis?

Was ist hier mit „eine Kränkung“ und „den einen Rechtsspruch“ (KNT) gemeint? 1. Kor. 15,22 gibt hier deutlicher Auskunft: „Denn wie durch Adam alle starben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht“. Die Aussage ist also, dass es eine doppelte Pauschalverurteilung gibt, die ausnahmslos alle Menschen betrifft: Durch den Sündenfall eines Menschen (Adam) wurde die gesamte Menschheit nach ihm sterblich, auch in geistlicher Hinsicht. Geistlich tot ist ein Mensch, wenn er keine Geistesgemeinschaft mit Gott hat (1.Johannes 3,14; Offenbarung 3,1; 1.Timotheus 5,6; Lukas 15,24ff; Epheser 5,14). Diesen Tod erleiden alle Menschen – sie sind solange tot, bis Christus sie erlöst, bis sie also gläubig werden. 1. Kor 15,22 und Römer 5,18 sagen nun deutlich, dass letztlich alle durch Christus aus diesem geistlichen und körperlichen Tod heraus geholt werden. Römer 5,18 sagt außerdem, dass das nichts als gerecht ist, schließlich kam der Tod auch ohne das Zutun der Menschen nach Adam über sie. Das ist also die vollkommene und logische Gerechtigkeit Gottes. Dies wird deutlich in der Übersetzung nach Schlachter und im Konkordanten Neuen Testament.

Die Luther- und Elberfelderübersetzung spricht nun davon, dass alle Menschen „verdammt“ wurden. Verdammnis entspringt dem lat. „damnare“ und bedeutet (Wahrig, Deutsches Wörterbuch): „verflucht, alle die zur Höllenstrafe verdammt worden sind“. Demnach kommt also jeder Mensch in die „Hölle“, wird aber außerdem auch noch gerechtfertigt? Das ist natürlicher grober Unsinn: Hier liegt eine weitere krasse Fehlübersetzung bzw. -interpretation von Aussagen der Bibel vor.

Der Grund für diese Übersetzung ist die Erbsündenlehre des Augustinus (354-430). Er stellte die abstruse Theorie auf, dass jeder Mensch „Mittäter“ beim Sündenfall des Adam gewesen sei und deswegen auch eine endlose Höllenstrafe für jeden Menschen gerechtfertigt sei (was der schlechten lateinischen Übersetzung der Vulgata zuzuschreiben ist, die Römer 5,12 mit „Sünden in statt durch Adam“ übersetzte – Augustinus beherrschte kein Griechisch) und die dann durch die Geschlechtslust bei der Geburt auf jeden Menschen übertragen wird. Durch Adam wurde also seiner Meinung die Perspektive der Verdammung vererbt. Nur ein Teil, die von Gott auserwählten Menschen, werden davon erlöst (ein nicht erwähltes Baby landet also in der Hölle). Diese klare Irrlehre sollte wohl mit dieser Übersetzung in die Bibel getragen werden.

Das Grundtextwort, dass hier wie auch an anderen Stellen mit „verdammen/Verdammnis“ übersetzt wurde, lautet „kata krisis“, wörtlich „Verurteilung“. An folgenden Stellen wurde statt Urteil, Verurteilung z.B in der Lutherübersetzung mit „Verdammnis“ übersetzt: Mk. 12,40; Lukas 20,47; 23,40; 24,20; Rö. 3,8; 5,16f; Rö9,22; 2. Kor. 3,9. Außerdem wurde das Grundtextwort „ap ollumi“ (wörtlich: „ganz-auflösen“) mit Verdammnis übersetzt, statt mit „umkommen, untergehen“ (im Sinne von Sterben): Mt. 7,13; Römer 9,22; Phil. 3,19; 1. Tim. 6,9; 2. Petrus 2,1ff; 3,7; Offb. 17,8-11.

An folgenden Stellen ist zudem der Tod in der Gehenna gemeint: Mt 23,14 (Sohn der Gehenna), Mat. 23,33 (Gericht der Gehenna). Der Begriff „Verdammnis/verdammen“ ist also unbiblisch und hat mit keinem Grundtextwort etwas gemein.

8 Maßstäbe zur Übersetzung

Hängt die Entscheidung für eine wörtliche Übersetzung von unserem Sprachgebrauch ab?

„Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, und der ist Jesus Christus“ (1. Kor. 3:11).

Die Wörter und Worte unserer Sprache stellen wie in anderen Sprachen eine in vielen Tei­len ungeordnete und unlogische, d.h. den Wortsinn nicht beachtende Ausdrucksweise dar. Un­sere Sprache ist nicht nur eine Abweichung von der Ursprache, d.h. sie ist nicht nur babylonisch, sondern auch vielfach durcheinander geworfen, d.h. ihr Charakter ist diabolisch (Satan, Diabolos: wörtl. Durcheinanderwerfer). Das gottgegei­stete Wort des hebräischen und hellenischen Grundtextes unterscheidet sich hier wesentlich. Es gibt in diesem Wort nichts, was unwahr oder unwirksam wäre, sondern

»Alle Schrift ist gottgehaucht (2. Tim. 3:16)«

und ist damit von der Ausdrucksweise dieser Welt grundsätzlich zu unterscheiden.

Wer überzeugt wurde, dass die uns persönlich ansprechenden Worte Jahwes rein sind, dass sie Ausgeschmolzenes, also Schlackenfreies darstellen und siebenfach gefiltert sind (Psalm 12:7), wird nicht wagen, diesem Wort die Mängel unseres Sprachgebrauchs zu unterstellen und sich deshalb für eine freie Übersetzung entscheiden.

Hat der Inhalt oder die Form bei der Übersetzung den Vorrang?

„Reinige zuerst das Innere des Bechers und Tellers, dass auch das Äußere derselben rein werde“ (Mat. 23:26).

Es ist nicht zu bestreiten, dass beim Übersetzen der Inhalt wichtiger ist als die Form. Diese Regel wird hauptsächlich bei fehlender Übereinstimmung der Grammatik des Grundtextes mit der des Deutschen zu berücksichtigen sein. Jedoch sollte man hierbei äußerste Vorsicht walten lassen. In solchen Fällen ist ausschlaggebend, ob aus dem biblischen Gebrauch eine Grammatikregel ableitbar ist oder nicht.

Auch muss die Form weichen, wenn im Deutschen der Inhalt ohne dass er dies im Grundtext wäre, missverständlich wird. Bei Aufgabe der Form ist aber stets ein strenger Maßstab anzu­legen, denn es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass mit der Form zumindest ein Teil des Inhalts verloren geht. Wer das Innere des uns tränkenden Wortes, d.h. seinen Begriffsinhalt, hütet, wird in der Übersetzung auch zu einer äußerlich klare Konturen erkennen lassenden Form kommen. Sogenannte dynamische Gleichwertigkeit der Übersetzung bestimmter Abschnitte in Gottes Wort ist in der Regel abzulehnen, da hierbei stets geistgefüllte Worte, damit aber nicht nur Denkbrücken, sondern meist auch die Klarheit der Begriffsinhalte, beseitigt werden. Da Begriffsinhalte sich nur durch den Gebrauch des jeweiligen Wortes an den es enthaltenden Textstellen ermitteln lassen (wobei der außerbiblische Sprachgebrauch auch Hinweise geben kann), ist die unterschiedliche Wiedergabe eines Grundtextwortes in verschiedenen Textstellen zu vermeiden.

Die Annahme, dass Gott Wortspiele benützt, ohne dabei ein Wortziel zu haben, ist kühn und lässt die Furcht, die auch beim Übersetzen der Weisheit Anfang ist, vermissen.

Was ist bei der Begriffswahl zu beachten?

„Habe ein Muster gesunder Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind“ (2. Tim 1:13).

Wenn man beim Übersetzen biblischen Textes in erster Linie Genauigkeit der Wiedergabe an­strebt, wird man, falls irgend möglich, eine konkordante Wortwiedergabe wählen. Lexika, die zu jedem Grundtextwort eine Fülle von Synonymen aufweisen, sind also für eine genaue Überset­zung unbrauchbar. Eine große Hilfe für die Begriffsbestimmung eines Grundtextwortes bilden nicht nur sämtliche biblischen Textstellen, in denen dieses Wort erscheint, sondern auch noch die Textstellen der Wörter, die zur gleichen Wortfamilie gehören.

Wenn auch eine völlige Deckungsgleichheit zwischen den Begriffsinhalten der Wörter des Grundtextes und den Begriffsinhalten der dafür gewählten deutschen Wörter nur selten gegeben ist, so wird durch Einführung von Überschneidungen das Übel nur noch vergrößert. Unterschied­liche Wörter des Grundtextes sollten möglichst nicht überschnitten, d.h. nicht mit dem gleichen deutschen Wort wiedergegeben werden. Falls Grundtextwörter mit mehr als einem deutschen Wort wieder­gegeben wurden, ist dies durch eine Anmerkung oder durch Verweis auf Begriffserklärungen anzueignen, wenn das zweitrangige Wort im Text erscheint.

WeIcher Sprache ist die Übersetzung anzupassen?

Infolge eurer Bewährtheit bei dieser Dienstleistung werden sie Gott verherrlichen, im Blick auf eure Unterordnung im Bekenntnis (wörtlich: Gleichworten) zum Evangelium des Christus.“, (2. Kor. 9:13).

Bei der Übersetzung erhebt sich für viele noch die Frage, ob man das Wort Gottes mehr der Sprache, in die übersetzt wird, anpassen soll oder ob man diese Sprache so weit wie möglich dem Wort Gottes anzupassen hat.

Unser Herr sprach nicht wie die Schriftgelehrten. Er hat sich also ihrer Sprache nicht angepasst. Wir haben nicht „dem Volk aufs Maul zu schauen“ (wie Luther gesagt haben soll), sondern wir haben zu beachten, was Gottes Mund geredet hat, auch wenn es uns wenig mundgerecht ist. Es wäre Gott jedenfalls möglich gewesen, ein Zeitungshebräisch zu schreiben, das man in ein Zeitungsdeutsch übertragen könnte, wenn Er dies gewollt hätte. Die Tatsache, dass Er nicht im Zeitungsstil schrieb auch nicht im flüssigen Romanstil sollte uns daran hindern, Sein Wort in die uns wunschgemäßen Formen zu pressen und ihm durch Glättung den Anstoß zu nehmen, wo es Anstoß ist.

Sicher ist das hier Gesagte nicht für jede Übersetzung die richtige Aufgabenstellung. Gott erwartet aber, dass wir Sein Wort erfassen, Sein Wort, wie Er es uns gab und nicht, wie wir es uns zurechtmachen. Der Begriff »Bekenntnis«, der im Hellenischen mit hOMOLOGI‘A wiedergegeben wird und wörtlich »Gleich­worten« bedeutet, zeigt, dass es darum geht, die gleichen, d.h. von dem Wort der Wahrheit nicht abweichenden Worte zu gebrauchen. In 2. Kor 9:13 steht von der Verherrlichung Gottes »aufgrund der Unterordnung des Gleichwortens«. Es ist also eindeutig, wer sich unterordnend an das Wort anzupassen hat, das uns in Sein Bild prägen will, damit durch uns nicht unser Wort, sondern Sein Wort gelesen werden kann.

Mit dem Vorgesagten soll keineswegs jede freie Übersetzung herab gewürdigt werden. Es gibt hier durchaus auch anzustrebende Ergebnisse, die das ungeübte Denkvermögen, die schwache oder fehlende Anpassungsfähigkeit (aus Alters-, Zeit- und anderen Gründen) berücksichtigen. Letztes Ziel ist aber immer die Grundtextnähe, ja wo möglich der Grundtext selber.

Geht es bei der Übersetzung um Verständlichkeit oder um „gegeistetes“ Verständnis?

„Deshalb hören wir auch nicht auf, von dem Tage an, da wir das hörten, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr mit der Erkenntnis Seines Willens in aller geistlichen Weisheit und allem geistlichen Verständnis erfüllt werdet“ (Kol. 1:9).

Eine der großen Aufgaben, aber auch eine der großen Gefahren, bildet für den Übersetzer die „Verständlichkeit“ der Übersetzung. Hier besteht die Möglichkeit, eigene Vorstellungen in die biblischen Texte hineinzutragen. Es kommt ja nicht darauf an, was wir unter einem Wort bzw. einer biblischen Aussage verstehen, sondern darauf, was Gott hier verständlich machen will. Verständlichkeit ist noch kein Maßstab. Es ist für jemand, der Deutsch und etwas Denken gelernt hat, nicht schwer, einen unverständlichen Satz verständlich zu machen. Es ist aber hierbei nicht auszuschließen, dass er falsch verstanden hat und aus diesem falschen Verstehen auch das Übersetzte zur Irreführung geworden ist.

Wie bereits erwähnt, lassen sich grammatische Eigenheiten des Hellenischen in vielen Fällen nicht übertragen, ja können bei wörtlicher Übertragung irreführen. Auch gibt es bei der Wahl eines grundtexttreuen Wortes Grenzen, wenn dieses durch die diabolische Sprachverwirrung in der Sprache, in die übersetzt wird, bereits einen missverständlichen Sinn hat, also irreführen würde. Hieraus sind aber keine allgemein gültigen Übersetzungsregeln abzuleiten. Maßstab bleibt der biblische Gebrauch, sowohl für die Beurteilung der grammatischen Eigenheiten als auch für die Festlegung der Wortwiedergabe. Vertraute Wörter sind zwar äußerlich leichter ver­ständlich; wenn sich aber ihr Inhalt mit dem biblischen Wort, für das sie stehen, nicht deckt, kann durch sie ein biblisches Verstehen unmöglich gemacht sein. Es ist also zwischen scheinbarem und biblischem Verstehen zu unterscheiden.

Es ist keineswegs ein Kriterium für eine gute Übersetzung, wenn sie leicht eingeht und ohne „Verdauungsbeschwerden“ übernom­men werden kann. Verständlichkeit ist also kein brauchbarer Maßstab für die Bewertung einer Übersetzung.

Für das biblische Verständnis bleibt nur die Möglichkeit, Begriffe und grammatische Eigenheiten vor allem aus dem biblischen Bereich zu bestimmen. Die Beachtung der Wortfamilien und Vermeidung eines gemeinsamen deutschen Wortstammes für Wörter unterschiedlicher Stämme im Grundtext ist hierbei unerlässlich. Wer behauptet, dass man, um den Inhalt zu retten, vom äußeren Text abweichen muss, sollte das anhand mehrerer biblischer Beispiele begründen; andernfalls kann man diese Aussage nur als eine Meinung werten, die zweifelhaft ist.

Die Erklärung, dass der damalige Leser das verstanden hat, was der Übersetzer als Überset­zung festlegte, ist kein Beweis. Beweise sind allein durch Schriftzusammenhänge (Kontext und biblische Definitionen) und etymologische Herleitungen von klar bestimmbaren biblischen Wör­tern zu führen. Wer sich für das Verständnis auf den heiligen Geist beruft (ohne dies aus Be­quemlichkeit und Ausflucht zu tun), wird Gottes Wort das gemäß 1. Thess. 2:13 nicht als Wort von Menschen zu nehmen ist um so sorgfältiger beachten.

Die Tradition (Gewohnheit) ist der Wahrheit zu opfern

„Er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat und nicht wie ihre Schriftgelehrten.“ (Mat. 7:29)

Auch im Bereich von Gottes Wort gibt es nur wenige schwerer zu überwindende Hindernisse als die Tradition. Tradition kann gut, ja auch ein gewisser Schutz sein; wo sie aber nicht der Wahr­heit entspricht, sollte sie fallen. Wer sich der Aufgabe des Prüfens (1. Thess. 5:21) nicht entzieht, wird auf die Dauer nicht im Dunkeln bleiben, sondern die Wahrheit erkennen. Die Wahrheit aber ver­pflichtet zur Aufnahme; wo man sie ablehnt, weil sie nicht der Tradition entspricht oder weil man sie nicht gewöhnt ist, hat man sie verleugnet und wird sie eines Tages verlieren. Manche Wahr­heit nehmen wir nicht auf, weil wir nicht danach verlangen, indem uns die Tradition genügt, ja wertvoller ist. Wer wachsen will, muss zumindest über die Tradition hinausgehen. Wo wäre die Luther-Übersetzung geblieben, wenn man sie mit der Begründung, dass Gott 1600 Jahre Seine Kinder auch ohne sie zum Ziele führte, abgelehnt hätte?

Liebe zur Wahrheit zeigt sich im Suchen der Wahrheit und im Aufnehmen der Wahrheit, wo sie erkannt ist. Wer überzeugt wurde (dies ist hier allerdings Voraussetzung), dass die von ihm bis­her verwendete Übersetzung (z.B. die von Luther, Menge, Bruns) ungenauer ist als eine andere Übersetzung (z.B. die DaBhaR, die Konkordante Übersetzung oder von Buber/Rosenzweig) und trotzdem, weil er es so gewöhnt ist, bei der ungenaueren Übersetzung bleibt, offenbart einen entsprechenden Mangel an Liebe zur Wahrheit.

Wo das bessere Wissen sich der Tradition beugt, ist die Wahrheit verdrängt worden. Hier liegt viel Verantwortung, die meist unterschätzt wird.

Die ansprechende Form eines Textes und die leichte Verständlichkeit sind nicht entscheidend

Was wir auch aussprechen, nicht mit Worten, wie menschliche Weisheit sie lehrt, sondern mit solchen, wie der Geist sie uns lehrt, indem wir geistliche Dinge mit angemessenen geistlichen Worten erklären (1 Kor. 2:13)“.

Ein schöner Satz ist ohne Wert, ja geistlich gesehen unschön, wenn er inhaltlich falsch ist. Wahrheit und Schönheit müssen sich gegenseitig nicht ausschließen; wo man jedoch zwischen ihnen wählen muss, sollte die Wahl nicht schwer fallen. Da wir vielfach nur das als schön und an­genehm empfinden, was den uns gewohnten Normen entspricht, liegt hier eine Gefahr, das Geistgeprägte und darum Andersartige abzulehnen. Unser Schönheitsempfinden Ist also kein brauchbarer Maßstab für die Bevorzugung eines Textes.

Ferner ist zu beachten, dass eine falsche, aber verständliche Übersetzung unverständlicher ist als eine richtige, aber unverständliche Übersetzung. Wo wir nicht verstehen, dürfen wir Gott um Verständnis bitten; wo wir aber infolge einer – auf Kosten der Genauigkeit – verständlich ge­machten Wiedergabe nur vermeintlich verstehen, sind wir irregeführt. So ist auch die leichte Ver­ständlichkeit noch kein Maßstab für die Bevorzugung eines Textes, sondern sein Wahrheitsge­halt.

Das Mitdenken, Nachdenken und Umdenken sollte geübt und nicht vernachlässigt werden

„Auch euch, die ihr in der Denkart und bösen Werken einst Fremde und Feinde gewesen seid, …“ (Kol. 1:21,22).

Als natürliche Menschen stuft Gottes Wort uns als Undenkende (Titus 3:3) und Unmitdenkende (Röm. 2:5) ein. Selbst aber solche, die Jesus annahmen (Gal 3:13), ja auch Gesetzeslehrer, werden als Undenkende bezeichnet. In Gottes Wort werden wir immer wieder zum Mitdenken, Nachden­ken und Umdenken aufgefordert. Das häufig mit »Buße tun« übersetzte hellenische Wort MATA­NOA‘Oo hat mit Buße und Reue wenig gemein. NOA‘Oo bedeutet »denken« und MATA‘ lässt sich durch »mit«, »nach« und »um« (im Sinne von Wendung) wiedergeben. Das wi­derspricht dem Zeitgeist, der uns zur Oberflächlichkeit erzieht. Was nicht glatt eingeht, wird meist abgelehnt. Wenn wir überzeugt sind, eine dem Grundtext nahe kommende Übersetzung zu haben, sollten wir uns, wo sie schwer verständlich ist, zum Denken anregen lassen und als Lieb­haber (das hat mit »Liebe haben« zu tun) des Wortes Gottes die Mühe des Sich-Einlesens und -Hineindenkens nicht scheuen.

Um Denkbrücken zu bauen, setzt Gott in Seinem Wort oft Ausdrücke zusammen, die in unse­rem Sprachgebrauch nicht zusammenzupassen scheinen. Er spricht z.B. von einem »zweimün­digen Schwert« und stellt damit die Beziehung zu Seinem Worte her, das in Hebräisch und HeI­lenisch zu uns spricht. Wo man frei mit »zweischneidig« übersetzt, ist zwar ein sprachlicher Stol­perstein beseitigt, aber auch ein Denkkanal entfernt. Wortmalerei ist bei Gott keine Wortspielerei; das scheinbare Wortspiel ist stets Wortziel. Got­tes Wortsetzungen sind immer ernst zu nehmen. Es gibt keine bessere Denkschule als das Wort Gottes. Gottes LO‘GOS ist Grundlage jeder Bestand habenden Logik. In einer (bis zur Verbildli­chung) immer mehr zur Oberflächlichkeit und Äußerlichkeit übergehenden Menschheit ist es eine ernst zu nehmende Aufgabe, sich von Gottes Wort zum Denken, Mitdenken, ja Durchdenken führen zu lassen. Wir dürfen und sollten Gott nicht nur in dem ganzen Herzen und der ganzen Seele, sondern, wie Mat. 22:37 geschrieben steht, auch »in dem ganzen Durchdenken« lieben.

Entnommen aus den Bemerkungen zu „Die Geschriebene“ (B12), F. H. Baader; die Bibelstellen entstammen dem KNT.

Die Bedeutung des Begriffs „tohu wa bohu“

Möchte man die Bedeutung eines Begriffs in der Bibel finden, so ist es entsprechend der konkordanten Methode sinnvoll, alle Vorkommen zu analysieren und zu sehen, welche Bedeutung an allen oder wenigstens den meisten Stellen passt. Dies wird hier mit der Elberflelder-Übersetzung getan, um die Bedeutung des Begriffs „tohu wa bohu“ in 1. Mose 1,2 zu finden:

1.Mose 1,2 Und die Erde war tohu (lebensfeindlich, wüst) und bohu (geistig leer, d.h. ohne Lebewesen), und Finsternis war über der Urflut, und der Geist Gottes brütete über der Fläche der Wasser.

5.Mose 32,10 Gott fand Jakob (also das Volk Israel) in der Wüste und in der Öde (tohu), im Geheul der Wildnis. Er umgab ihn, gab acht auf ihn, er behütete ihn wie seinen Augapfel. Wie der Adler sein Nest aufstört, über seinen Jungen schwebt, seine Flügel ausbreitet, sie aufnimmt, sie trägt auf seinen Schwingen, so leitete ihn der HERR …

1.Samuel 12,21 (2x) Und weicht nicht ab und folgt nicht den nichtigen (tohu) (Götzen) nach, die nichts nützen und nicht erretten können, weil sie nichtig (tohu) sind!

 Hiob 6,18 Zur Zeit, wenn sie (die trügerischen Bäche) wasserarm werden, versiegen sie … Es werden Karawanen abgelenkt von ihrem Weg, ziehen hinauf in die Öde (tohu: Leere) und kommen um.

 Hiob 12,24 Den Häuptern des Volkes im Land nimmt er den Mut, und in wegloser Einöde (tohu) lässt er sie umherirren.

 Hiob 26,7 Gott spannt den Norden aus über der Leere (tohu), hängt die Erde auf über dem Nichts.

 Psalm 107,40 Und sie wurden wenig und beugten sich unter der Last von Unglück und Jammer. Er schüttete Verachtung auf Edle, er ließ sie umherirren in wegloser Einöde (tohu).

 Jesaja 24,10 Darum hat der Fluch die Erde verzehrt, und es büßen, die auf ihr wohnen. Darum sind die Bewohner der Erde dahin geschwunden, und wenig Menschen bleiben übrig. … Zertrümmert ist die öde (tohu) Stadt, verschlossen jedes Haus, so dass niemand hineinkommt.

Jesaja 29,21 Und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind, die den Menschen in einer Rechtssache schuldig sprechen und dem Schlingen legen, der im Tor über Recht und Unrecht entscheidet, und mit nichtigen (tohu) (Beweisgründen) den Gerechten aus seinem Recht verdrängen.

Jesaja 34,11 Denn einen Tag der Rache hat der HERR, ein Jahr der Vergeltungen für die Rechtssache Zions. Und Edoms Bäche verwandeln sich in Pech und sein Boden in Schwefel; und sein Land wird zu brennendem Pech. Tag und Nacht erlischt es nicht, ewig steigt sein Rauch empor. Von Generation zu Generation liegt es in Trümmern, für immer und ewig zieht niemand hindurch. … Und er spannt darüber die Messschnur der Öde (tohu) und das Senkblei der Leere (bohu: geistigen Leere, keine Lebewesen mehr)und alle seine Obersten nehmen ein Ende.

Jesaja 40,17 Alle Nationen sind wie nichts vor ihm und gelten ihm als nichtig und leer (tohu).

 Jesaja 40,23 Gott ist es, der da thront über dem Kreis der Erde, dass ihre Bewohner wie Heuschrecken erscheinen …, der die Fürsten dem Nichts anheim gibt, die Richter der Erde der Nichtigkeit (tohu) gleichmacht.

Jesaja 41,29 Und ich sehe hin, doch da ist niemand, und unter diesen da ist kein Ratgeber, dass ich sie fragen könnte und sie mir Antwort geben. Siehe, sie alle sind Betrug. Nichtigkeit sind ihre Machwerke, Wind und Leere (tohu) ihre gegossenen Bilder.

Jesaja 44,9 Die Bildner von Götterbildern sind allesamt nichtig (tohu), und ihre Lieblinge nützen nichts.

Jesaja 45,18f Ihr werdet nicht zu Schanden und nicht zunichte werden in alle Ewigkeiten. Denn so spricht der HERR, der die Himmel geschaffen hat – er ist Gott, der die Erde gebildet und sie gemacht hat – er hat sie gegründet, nicht als eine Öde (tohu) hat er sie geschaffen, sondern zum Bewohnen hat er sie gebildet. Ich sprach zu den Nachkommen Jakobs nicht: Sucht mich vergeblich (in tohu: geistlicher Leere). Ich bin der HERR, der Gerechtigkeit redet, Wahrheit verkündet.

Jesaja 49,4 Ich aber sagte: Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts (tohu) meine Kraft verbraucht. Doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.

Jesaja 59,4 Niemand lädt vor in Gerechtigkeit, und niemand tritt vor Gericht in Wahrhaftigkeit. (Sondern bei euch gilt dies:) Auf Leeres (tohu: geistlich Leeres) vertrauen, Gehaltloses reden, mit Mühsal schwanger gehen, Unrecht zeugen.

Jeremia 4,23 Denn mein Volk ist närrisch, mich kennen sie nicht. Törichte Kinder sind sie und unverständig. Weise sind sie, Böses zu tun; aber Gutes zu tun verstehen sie nicht. Ich schaue die Erde, und siehe, sie ist tohu wa bohu, (materiell und geistig leer, d.h. ohne Lebewesen, wie nachfolgend beschrieben) – und zum Himmel, und sein Licht ist nicht da. Ich schaue die Berge, und siehe, sie beben; und alle Hügel schwanken. Ich schaue, und siehe, kein Mensch ist da; und alle Vögel des Himmels sind entflohen. … Öde soll das ganze Land werden; doch will ich nicht ein Ende mit ihm machen. Darum wird die Erde trauern, und der Himmel oben schwarz werden.

Siehe auch: Vorkommen und Definition im Nachschlagewerk „Blue Letter Bible“ (engl.) von „tohu (Strong’s H8414)“ und „bohu (Strong’s H922)“.

Ergebnis

  • Tohu wurde zwar fallweise mit Leere, Nichtigkeit, wüst, öde übersetzt, aber mit der gemeinsamen Bedeutung Leere bzw. lebensfeindliche Umgebung. 
  • Diese Bedeutung wird bildlich auch im geistlichen Sinn verwendet, um insbesondere die Unkenntnis des einen Gottes auszudrücken. Menschen, die Gott nicht kennen, leben in geistlicher Leere und Verwirrung, in einem Zustand des tohu. Auffallend oft ist auch symbolisch von physisch Lebensbedrohendem die Rede, wie lebensfeindlicher Wüste, Verirrungen in der Wildnis und Ausweglosigkeit.
  • bohu kommt in der Bibel nur dreimal und dann nur in der Kombination mit tohu vor, d.h. die Bedeutung von bohu kann nicht eigenständig aus der Bibel selbst ermittelt werden, sondern nur als Steigerung von tohu gesehen werden , im Sinn einer geistigen Leere (d.h. es sind nicht einmal Lebewesen da, die Gott erkennen könnten).
  • Die Übersetzung mit (materiellem) „Chaos“, Ver“wüst“ung oder „Zerstörung“ für tohu, wie von einigen Übersetzern insbesondere für 1. Mose 1,2 vorgeschlagen (teilweise um die Vorstellung einer Vorschöpfung mit anschließendem Gericht zu begründen), ist diskordant.
  • 1. Mose 1,2 spricht also mit dem Begriff „tohu wa bohu“ nicht nur von einer physischen Leere und schon gar nicht dem Ergebnis einer materiellen Zerstörung, sondern davon, dass die Erde noch ungeformt (wüst), also lebensfeindlich war und daher auch noch kein Lebewesen existierten konnte, das Gott kannte. „Tohu wa bohu“ ist also die Beschreibung eines Zustands, in dem Gott noch kein Gegenüber hatte. Diesen Zustand zu ändern, hat sich Gott aber zum Ziel gesetzt, indem er die Erde mit Menschen bevölkerte (Beendigung geistiger Leere, bohu) und sie so führen wird, dass sie auch geistlich nicht mehr leer sein werden (Jes. 45,18), sondern alles („ta panta“) mit Gottes Geist gefüllt sein wird (Kol. 1,20). 1. Mose 1,2 schildert also den wenig überraschenden Ausgangszustand der doppelten Leere, bevor Elohim die Schöpfung mit der Schaffung einer Leben ermöglichenden Umgebung für Pflanzen, Tiere und Menschen fortsetzte. Es wird also betont, dass zu Anfang Gott nichts in niemandem war (tohu wa bohu) und am Ende alles in allen sein wird (1. Kor. 15,28). Somit ist Anfang und Ziel des gesamten Wirken Gottes zusammengefasst. Sollte das nicht auch für uns ein Grund zu jubeln sein, wie es schon die Söhne Gottes taten (Hiob 38,7)?

Das „ewige“ Übersetzungs-Chaos

Es ist spannend wie ein Historienkrimi, zu ergründen, wie Übersetzungen und Kirchendogmen entstanden sind. Am Beispiel der Entstehung des Dogmas der „ewigen“ Verdammnis (bzw. der unendlich lange dauernden „Höllen“-qualen) soll deswegen im folgenden gezeigt werden, dass politische und gesellschaftliche Einflüsse die Theologie wesentlich stärker geprägt haben und prägen, als die Aussagen der Heiligen Schrift.

Während der Entstehung des Neuen Testament war Griechisch die einflussreiche Verkehrssprache um das gesamte Mittelmeer herum, obwohl das Zentrum der politischen Macht bereits Rom war. Griechisch war folglich auch die Sprache des Neuen Testaments. In den ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderten verstanden also die Empfänger der Paulusbriefe genau, was Paulus mit den verwendeten Begriffen sagen wollte. Das Wort, welches Dr. Martin Luther über tausend Jahre später, teils mit Welt oder Zeit im Sinne von zeitlich begrenzt (40mal), und teils mit Ewigkeit und Abwandlungen (75mal) übersetzen sollte, hat im Griechischen nur einen Ursprung: „aion“. Das entsprechende Adjektiv heißt „aionion“.

Die erste Übersetzung ins Lateinische wurde nun nicht etwa im heutigen Italien geschrieben, sondern kam aus der nordafrikanischen römischen Provinz Karthago. Diese Provinz wurde 146 v.Chr. von Rom erobert und sprach fortan verstärkt Latein. Allerdings entfernte sich dieser lateinische Dialekt so weit vom römischen, dass der Geschichtsschreiber Polybius beklagte, selbst die sachkundigsten Römer könnten nur schwer den Wortlaut der früheren Verträge zwischen Rom und Karthago verstehen. Um Christi Geburt war der karthagische Dialekt wie eine Fremdsprache für die Römer.

In Karthago entstanden also erste lateinische Übersetzungen des griechischen Originals und hielten sich dort lange ziemlich unverändert. Sprachforscher behaupten, dass diese Übersetzungen von eher ungeschulten Kräften stümperhaft vorgenommen wurden. Als diese Übersetzungen auf italienischen Boden kamen, löste das Verwirrung aus, denn mit vielen karthagischen Begriffen konnten die Römer gar nichts anfangen, einige hatten eine andere Bedeutung erlangt.

Die alten karthagisch-lateinischen Übersetzer benötigten zwei Begriffe, um „aion“ zu übersetzen: Zum einen „seculum“, von dem unser säkular und z.B. das franz. siècle abstammt – zweifelsfrei im Sinn von Welt vom zeitlichen Standpunkt, als Generation oder Periode gemeint (im Unterschied zu gr. kosmos übersetzt mit mundus, die Welt im örtlichen Sinn). Der zweite benutzte Begriff war „aeternus“ , was wohl vor allem die Bedeutung von „ein Zeitalter oder lebenslänglich dauernd“ hatte. Wenn „aion“ in einem Satz zwei- oder dreimal vorkam, wie z.B. in der Wendung „für den Äon und für den Äon des Äons“ (Ps 10:16 ua), dann hat das Lateinische oft beides, aeternum und seculum: in das aeternum et in seculum secundi. Die beiden Worte hatten also eine mehr oder weniger ähnliche Bedeutung.

Diese Übersetzung gewann nun Einfluss im römischen Reich. Um zu verstehen, welche weitere Entwicklung sich an diese „Basisübersetzung“ anschloss, sollte man sich die politischen und gesellschaftlichen Randbedingungen vor Augen führen:

Politischer Machtpoker und der Mithras Kult

Wieso ist der 25. Dezember eigentlich ein besonderer Tag geworden? Keinesfalls, weil Jesus Christus an diesem Tag geboren wurde – denn es wird allgemein ausgeschlossen, dass sein Geburtstag im Dezember war. Nein, der Sage nach wurde ein gewisser Mithras an diesem Tag geboren, der auch Attribute des Sonnengottes Sol annahm, der an diesem Tag ebenfalls besonders verehrt wurde. Mitras ist eine persische, Mitra eine indo-iranische Gottheit, aus der schlussendlich Mithras wurde, der römische Gott des Lichts. Der Mithraskult dominierte über 200 Jahre die religiöse Welt des späten römischen Reiches, wo er insbesondere der Gott der Soldaten und Händler war. Viele Höhlenmalereien künden noch heute von diesem Mysterien-Kult, der nur Männern zugänglich war. 307 n.Chr. wird Mithras sogar vom römischen Kaiser (Caesar) Diokletian zum „Beschützer des Reichs (fautor sui imperii )“ ernannt. Erst 325 n.Chr. wurde von seinem Nachfolger Konstantin (dem Namensgeber von Konstantinopel) das „Konzil von Nicaea“ einberufen, in dem unter seiner Initiative eine Einigung mit dem neuen Christentum erzielt wurde und die römische Peterskirche gegründet wurde. Mit diesem rein machtpolitischen Schachzug und blutigen Schlachten unter dem Zeichen des Kreuzes hat er seinen Rivalen Maxentius, einen Anhänger des Mithraskults, besiegt.

Gegen 400 n.Chr. verschwindet der Name der alten Religion dann völlig, nachdem Theodosis 392 alle heidnischen Kulte verbietet. Die neue römisch-katholische Kirche vermittelte aber nicht etwa die ganz neuen und anderen Inhalte der Bibel, denn das hätte ihr ja unnötige Akzeptanzprobleme beschert. Statt dessen assimilierte sie, nur leicht verändert, die alten heidnischen Traditionen. Auch im Mithras-Kult wurde die Messe und eine Kommunion gefeiert, es gab eine heilsbringende Taufe, sieben Sakramente und die Lehre der Dreieinigkeit. Da Mithras als Sonnengott angesehen wurde, war der Sonntag („dies solis“) der ihm geweihte Tag. Das Christentum deutete ihn als „Tag des Herrn“ um und feierte Christus als „das wahre Licht“ und die „Sonne der Gerechtigkeit“. Mithras‘ Höhlentempel befand sich – auf den Hügeln des heutigen Vatikans und wurde 376 n. Chr. von der Kirche vereinnahmt. Der höchste Titel in der streng leistungsbezogenen mithrischen Hierarchie (von sieben Stufen) wurde „Pater“ genannt und wandelte sich zu „Papst“.

Wie stellten sich die Anhänger dieses Kultes nun das Ende der Welt vor? Es gibt eine große Schlacht, meinten sie, zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis. Die Erde wird zerstört und geht in einem Flammenmeer unter. Jene, die den Lehren der mithrischen Priesterschaft gefolgt sind, werden sich aber vorher den Geistern des Lichts anschließen können und sind damit gerettet. Diejenigen aber, die anderen Lehren gefolgt sind, landen zusammen mit Ahriman (dem Gegenspieler von Mithras, dem „Satan“) und den gefallenen Engeln in – einer „Hölle“ !

Auch die Wallfahrten und Pilgerreisen, die jetzt aufkamen, entsprachen herkömmlichen Kulten. Die Lichterprozession zu Mariä Lichtmess geht auf einen römischen Sühneumzug, das „Amburbale“, zurück. Der aufblühende Heiligen- oder Märtyrerkult hat seine Wurzeln in im heidnischen Heroen- und Totenkult. In der götzenhaften Marienverherrlichung lebte der uralte Göttinnenkult wie bei Isis mit deren Sohn Horus fort. Auch die Vorstellung einer göttlichen „Dreieinigkeit“ entspricht heidnischen Vorstellungen.

Um keine Zweifel über die römische Staatsform aufkommen zu lassen, wurde auch das offizielle Gottesbild in dieses Muster gepresst: Der christliche Gott sollte wie ein Caesar vor allem als unbarmherziger Richter gesehen werden, der das Gesetz gegeben hat und dem gehorcht werden musste. Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen sollten daher gesetzlichen Charakter tragen. Im Unterschied zur Lehre der Bibel, die Gott in Seiner Beziehung zu den Menschen sieht, beginnt die römische Kirchenlehre mit dem Menschen und mit seiner Beziehung zu Gott. Der Mensch wird als gefallener und schuldiger Rebell hingestellt, der vor seinem Richter gelandet ist, statt entsprechend der Bibel, Gott in Seiner unermesslichen Liebe und Gnade darzustellen, deren sich der Mensch im Glauben erfreuen darf. Entsprechend dem römischen Machtsystem sollte auch Gott als die entscheidende Behörde, und der Mensch als Prüfling gesehen werden. Die römische, militärische Gewaltherrschaft wurden nun auf das neue Christentum übertragen. Es fehlte nur noch eine passende Lehre dazu, eine eingängige Theorie. Das besorgte ein karthagischer Intellektueller:

Tertullian

Um 160 n.Chr. in Karthago geboren, wurde Tertullian ein fesselnder Redner und Schriftsteller, ein scharfer Rhetoriker und ein geschickter Rechtsanwalt. Er war der erste, der damit anfing, sich systematisch daran begab, eine „christliche“ Lehre in lateinischer Sprache aufzubauen und so die Grundlagen einer lateinische Terminologie schuf, die sehr großen Einfluss auf das theologische Denken nach ihm haben sollte.

Bezeichnungen wie Trinität (Dreieinigkeit), Priester, Sakrament, verdammen (damnare), verloren (perditum) undHölle“ brachte er in die Bibel bzw. mit ihr in Zusammenhang. Sie sind alle sehr verschieden von den griechischen Wörtern des Grundtextes und daher als unbiblisch zu bezeichnen.

An dem Beispiel „Hölle soll das gezeigt werden. Der Begriff „Hölle“ hat seinen Ursprung im Namen der skandinavischen Todesgöttin „Hel“ (daher das engl. hell). „Hölle“ wurde und wird bis heute für das griechische Hades verwendet. Was verstanden nun die ersten, griechisch geprägten Christen unter diesem Begriff Hades (gr. aides)? Diese Bezeichnung wurde auch in der damals hunderte von Jahren alten orphischen Dichtung verwendet, als griechisches Kulturgut damals jedem Kind bekannt. Hades (wörtlich: Nicht-Wahrnehmbares) war dort der Gott der Unterwelt und wurde bald synonym für die Unterwelt selbst genutzt. In den Hades kamen demnach alle, die von der „Oberwelt“ Abschied nehmen mussten, also die Toten. Entscheidend ist nun, wie man darüber gedacht hat, was dort passiert. Die Antwort ist einfach: Nichts! Man ging davon aus, dass die Seelen der Abgeschiedenen dort in trostlosem Stumpfsinn hausen, ohne Erinnerung an die Vergangenheit auf der Oberwelt.
Im Neuen Testament wird Hades in der eigentlichen Wortbedeutung verwendet, um zu erklären, wo die Seele bleibt, wenn sich Körper (Rückkehr zur Erde) und Geist (Rückkehr zu Gott, s.o.) durch den Tod trennen. Das „Konkordante Neue Testament“ (KNT) übersetzt Hades mit der ursprünglichen Wortbedeutung „Ungewahrtes“, und drückt damit gut aus, was gemeint ist: Man kann die Seele nicht mehr wahrnehmen.
Erst der kirchliche Chefideologe Tertullian und seine geistigen Nachfolger machten daraus eine „Hölle“, ähnlich der im Mithraskult. Sie wollten mit einen Ort drohen können, in dem die kirchenuntreuen Menschen bei vollem Bewusstsein unendlich lange gequält werden.

In meisterhafter Art entwarf er nach diesem Muster weitere Formeln und kirchliche Lehrsätze. Nach und nach wurde so der Charakter der christlichen Lehre verändert und der Weg in ein römisches Dogmensystem gebahnt.

Statt den Menschen stufenweise mit den Wegen und den Willen Gottes bekannt zu machen, müssen sie, ohne eine Frage aufwerfen zu dürfen oder eine Erörterung führen zu können, die in starre und kristallharte Form gegossene Lehrmeinung der Kirche übernehmen.

Das war also der geistige Nährboden, auf dem diese karthagisch-lateinische Übersetzungen fielen.

Hieronymus und die „Vulgata“

Die provinzialischen Spracheigenheiten der afrikanischen Bibel wurden nun notdürftig zurecht geflickt, der Text nach den in Rom gebrauchten griechischen Abschriften zusammen gestümpert, und das Resultat war unbeschreibliche Verwirrung. Man behauptete, es gäbe wohl so viele Übersetzungen wie Handschriften, wenngleich das zweifellos übertrieben ist.

Um Ordnung in das Chaos zu bringen, beauftragte der römische Bischof Damasus 382 den römischen Gelehrten Hieronymus mit der schwierigen Aufgabe, eine verbindliche Übersetzung zu schaffen. Er wurde in Bethlehem sesshaft und studierte alle alten Handschriften des hebräischen Alten und des griechischen Neuen Testaments, die er in die Hände bekommen konnte. Von 386 bis 405 beschäftigte sich Hieronymus bestimmt sehr gewissenhaft mit der Revision der lateinischen Bibeln. Das Ergebnis war die „Vulgata“ (d.h. „einfach“, das Latein des normalen Volks).

Was machte nun Hieronymus mit dem griechischen Wort „aion“ bzw. den ihn vorliegenden Übersetzungen seculum und aeternum? In 128 Stellen kommt das griechische aion vor, 101mal übersetzte er mit seculum, 27mal mit aeternum. Sooft uns in der Offenbarung des Johannes „für die Äonen der Äonen“ begegnet, übersetzte er z.B. mit „für die secula der secula“ im Sinn eines begrenzten Zeitraums. Zur Erinnerung: Luther übersetzte 75mal mit Ewigkeit und 40mal mit Welt (bzw. teilweise weder noch).

Das zugehörige Verb „aionion“, das 67mal vorkommt, übersetzte Hieronymus 65mal mit aeternus und nur 2mal mit secular (2. Tim. 1,9, Tit. 1,2). 43mal kommt aionion in Zusammenhang mit Leben vor. Hieronymus übersetzt hier stets mit aeternus, da er ja auch schlecht mit „säkulares Leben“ (weltliches Leben) übersetzen konnte.

An vielen anderen Stellen kann man ebenfalls erkennen, dass Hieronymus mal mit aeternum und mal mit seculum, bzw. deren Adjektiven übersetzte, ohne ein System erkennen zu lassen. Will man ihm nicht unterstellen, dass er leichtfertig mit Gottes Wort umgegangen ist, lautet die Folgerung, dass auch Hieronymus beide Begriffe synonym (d.h. mit gleicher Bedeutung: zeitlich begrenzt) benutzt hat, denn nur dann wären sie so austauschbar.

Der Einfluß der Mächtigen

Justinian, der größte unter den oströmischen Kaisern, herrschte von 527 bis 565 in Konstantinopel. Im Jahr 540 traf er Vorbereitungen des berühmten Konzils, das später in seiner Hauptstadt tagte. Es war bei dem Kaiser unbestrittene Sache, daß gewisse Lehren unterdrückt werden mussten. In einem Schreiben an den Patriarchen Mennas von Konstantinopel legt er den Stand der Dinge dar und erörterte die kirchlichen Lehren mit großer Geschicklichkeit. Insbesondere verlangte er, es müsse mit unmissverständlicher Klarheit ausgesprochen werden, dass das Leben der Heiligen immerwährend sei und gleichfalls die Verdammnis der Verlorenen. Das war demnach durchaus nicht allgemeine Ansichtssache.

Die biblische Botschaft von einem liebenden Gott, der niemanden „ewig“ verflucht, verbannt oder verdammt, sondern alle Menschen zu sich zurückholen wird, wurde nun als Irrlehre hingestellt: „Wenn einer sagt oder meint, die Bestrafung der Dämonen und der gottlosen Menschen sei zeitlich und werde zu irgendeiner Zeit ein Ende haben […], der sei verflucht“. Damit hatte die Staatskirche eine der schärfsten Waffen gegen alle in der Hand, die ihrer Lehre nicht Folge leisten wollten: Das latente Drohen mit ewiger Verdammnis, die die Staatskirche in den folgenden eineinhalb Jahrtausenden nachdrücklich einsetzte. Sie wurde auch zur geistigen Grundlage der Inquisition und der Kreuzzüge, die Millionen von Menschen grausamste Qualen bereitet und das Leben gekostet haben. Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Namen Gottes. Welche Blasphemie!

Das griechische aion bzw. die lat. seculum und aeternum wurden außerdem so per Edikt zu „unendlich“ umgedeutet. Entgegen dem griechischen Urtext und wohl auch entgegen dem Sinn von Hieroymus‘ Vulgata.

Latein blieb die Umgangssprache der römisch-lateinischen Kirche, und das Studium der Bibel war nur kirchlichen Führern vorbehalten. Die Kirche begnügte sich damit, ihre „Botschaft der Bibel“ dem Volk vornehmlich in lateinischen Predigten (die die Zuhörer nicht verstanden) oder in Form von Bildern weiterzugeben (Heiligenfiguren, Fensterglasmalereien). Vor den staunenden Kirchenvolk wurde ein kultisches Theater, genannt Messe, inszeniert. Das Volk wurde bewusst dumm gehalten und von den Lehren der Bibel getrennt. Fast alles reduzierte sich auf Geschichten des Alten Testaments und den Gleichnissen von Jesus. Von dem Heilsplan Gottes für alle Menschen erfuhren sie kaum etwas. Daran krankt die Theologe bis heute.

Im Unterschied dazu kann heute allerdings jeder selbst den Wahrheitsgehalt von Lehren überprüfen, die Organisationen verbreiten, denn jeder Interessierte hat Zugang zu sehr guten urtextgetreuen Übersetzungen bis zum Wortlaut des Originaltextes selbst.

Die nachrömische Zeit

Über tausend Jahre konnte sich nun Tertullians verfälschendes Begriffsgebäude zusammen mit der Vulgata in der Theologie fest verwurzeln. Die Versuche im Mittelalter, Teile der Bibel in der jeweiligen Landessprache im Volk zu verbreiten, stießen bei dem mächtigen römischen Klerus auf großen Widerstand. Sie befürchteten, dass das Volk die Bibel nicht nach dem offiziellen Verständnis auffassen und auslegen würde. Nicht zu unrecht!

Im Jahre 1199 wurden in Lyon einige Menschen verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie Teile der Bibel in französischer Sprache unter das Volk gebracht hatten. Die Märtyrer gehörten zu den Waldensern, einer evangelischen Bewegung, die wahrscheinlich im elften Jahrhundert entstanden sind.

In England dauert es noch bis zum 14. Jahrhundert, bis die Bibel als Ganzes ins Englische übertragen wurde. Diese Arbeit wurde von dem britischen Gelehrten und Priester John Wycliff ausgeführt. Unter großer Geheimhaltung (aus Furcht vor kirchlichen Behörden) wurde diese handgeschriebene englische Bibel viele Male kopiert. Die fertigen Kopien gab Wycliff seinen Nachfolgern mit, die als Laienprediger ausgesandt wurden, um in den Dörfern und Städten aus diesen Bibeln vorzulesen und zu unterweisen. Viele von ihnen landeten auf dem Scheiterhaufen. Wycliff übersetzte „in die Äonen der Äonen“ übrigens mit „to worldis of worldis“ (Welten der Welten).

Erst mit der Einnahme Konstantinopels, dem damaligen Mittelpunkt der griechischen Gelehrsamkeit, durch die Türken 1453 und der damit einhergehenden Vertreibung zahlloser Gelehrter ins europäische Ausland, wurde die griechische Sprache wieder modern. Bis dahin, also fast ein Jahrtausend, war das Griechische in den meisten Ländern Europas fast unbekannt oder vergessen, sogar in Italien, das es einst völlig beherrscht hat.

In England begann man erst 1484 Griechisch öffentlich zu lehren, und zwar in der Universität Oxford, wo Erasmus, der große niederländische Gelehrte Griechisch lernte und dann Professor dieser Sprache in Cambridge wurde. Sein erstes griechisches Neues Testament gab er 1516 heraus. Die erste griechische Grammatik seit wohl mehr als ein Jahrtausend wurde 1476 in Mailand veröffentlicht, das erste Lexikon vier Jahre später.

Man könnte meinen, nun aber, wo doch die Intellektuellen wieder etwas mit dem griechischen Urtext anfangen können, würden die Begriffe des Tertullian und seiner geistigen Nachfolger hinweg gewischt werden. Zu spät! Die unheilvolle Saat der unbiblischen Theologie ist schon lange aufgegangen und zu einem Baum der Unkenntnis geworden. Das hat es den Übersetzern fast unmöglich gemacht, unvoreingenommen an die Texte heranzugehen.

Hinzu kommt der Einfluss der Kunst:
Völlig losgelöst von biblischen Grundlagen spuken besonders seit den beeindruckenden Darstellungen mittelalterlicher Künstler, beispielsweise des Malers Hieronymus Bosch (1450-1516) oder des Dichters Alighieri Dante (1265-1321), alptraumhafte Horrorphantasien über eine Hölle in den Köpfen der Menschen umher. Dort werden schreiende Menschen enthäutet, ihrer Eingeweide entledigt, diverse Körperteile werden entfernt, sie werden gekocht oder von Fratzenwesen auf andere Art abgestraft. Interessant ist dabei, dass Dante beim Schreiben seiner „Göttlichen Komödie“ Motive aus dem Werk eines islamischen Autors aufgriff („Die mekkanischen Offenbarungen“ von Ibn al-Arabi). Das wurde wiederum von der seit dem 8. Jh. bekannten muslimischen Legende „Al-mir’aj“ beeinflusst und von den Mandalas des Hinduismus (später Buddhismus) und ihren bunten Darstellungen von Himmel und Hölle (taz vom 17.11.07).

Nach der Lehre der katholischen Kirche führt die Quälerei aber nicht zum schnellen Tod, denn ein Ende soll es ja nicht geben. Demnach sollte man tunlichst im Sinn einer „unendlichen Verdammung“ übersetzen, es sei denn, man fürchtet den Bann der Kirche bzw. die Ablehnung durch weite Kirchenkreise in heutiger Zeit nicht.

Selbst Luther, dem im Dezember 1521 bei seiner Übersetzungsarbeit in Rekordzeit (Fertigstellung im März 1522) die griechischen Texte vorlagen, übersetzte unsystematisch aber in einem kraftvollen und sehr prägenden Deutsch. Neben vielen von der lateinischen Theologie geprägten Begriffen benutzte er zur Übersetzung von aion neben „Welt“ das deutsche Wort „Ewigkeit“.

Das war an sich nicht weiter verwerflich: Das Griechische und Deutsche haben als gleichen Ursprung das Indo-Germanische und daher viele Gemeinsamkeiten. Die gotische Übersetzung, in der sich Überreste einer germanischen Sprache finden lassen, die um 350 gesprochen wurde, hatte als Grundlage den griechischen Text, und war daher frei von den lateinischen Verfälschungen. Wie wurde nun hier aion übersetzt? Bis auf wenigen Ausnahmen mit aiws. Das entspricht genau dem lateinischen aevum und dem griechischen aion. Der nahe Zusammenhang des gotischen aiws nicht nur mit aevum und aion, sondern auch mit dem althochdeutschen ewa (Lebenszeit) und mit dem neueren ewig, wird von jedem Sprachforscher bestätigt. In „Wahrigs Wörterbuch“ wird der Zusammenhang von ewa zu Ehe hergestellt. Zahlreiche Dokumente in der althochdeutschen Sprache des Alltags bestätigen die Verwendung von ewa=ewig als langen, aber begrenzten Zeitraum.

Auch im normalen Sprachgebrauch („ich warte ja schon eine Ewigkeit“) ist nie ein unendlich langer Zeitraum gemeint. Ewig wäre also ein gutes deutsches Wort für die Übersetzung von „äonisch“ gewesen, wenn es nicht unter dem Einfluss der lateinischen Kirchensprache den Sinn einer Unendlichkeit angenommen hätte, dem man ihm heute schwer wieder nehmen kann. Festzuhalten ist aber, daß allein die Theologie den Gedanken einer Unendlichkeit bzgl. der Zeit in die Welt gesetzt hat und dazu vorhandene, anders verwendete Begriffe gewaltsam umgedeutet hat.

Ausblick

Ein erfreuliches Zeichen dafür, dass die biblische Bedeutung von aion und aionion sich zunehmend und schrittweise auch in der Theologie unserer Tage durchzusetzen beginnt, tritt uns beispielsweise (vorsichtig formuliert) im „Theologischen Begriffslexikon zum NT“ (Brockhaus, Wuppertal) und in dem kleinen Neutestamentlichen Wörterbuch von Ralf Luther (Furche-Verlag, Berlin) entgegen. In Letzterem heißt es unter „Ewig, Ewigkeit“:

„Äon bedeutet nicht die endlose Dauer, sondern Zeitalter, Zeitlauf. Es wird, wenn von einem Zeitlauf die Rede ist, auch immer an die besondere Art und Prägung, an die eigentümlichen Umstände, an die Bestimmung dieses Zeitlaufs gedacht. […] Dieser Äon hat sein Gepräge durch die in ihm herrschenden finsteren Mächte, durch die dämonischen Züge seines Gesichts, durch die fortschreitende Entgöttlichung seiner Zustände. […] Auf den kommenden Äon sind im Neuen Testament alle Augen gerichtet. – Weil man gemeinhin unter dem Äon den nächsten, göttlichen, von Christus heraufgeführten Äon versteht, bedeutet aionios (ewig) das, was aus diesem neuen Zeitlauf stammt, was zu ihm gehört, was durch seine Art und Richtung bestimmt ist. „Ewiges“ Leben bedeutet im Neuen Testament durchweg: das Leben des kommenden Zeitlaufs. „Ewige Herrlichkeit“ bedeutet den Glanz, die Hoheit, die dem kommenden Äon eignet (2. Tim. 2,10). Das „ewige“ Reich ist das Reich den neuen Weltlaufs (2.Petr. 1,11). „Ewige Seligkeit“ bedeutet das Heil des kommenden Zeitalters (Heb. 5,9).[…]“

Vieles ist der Schrift „Was versteht die Heilige Schrift unter Ewigkeit“ von Alexander Thomson entnommen.

 

Antwort auf die Kritik an der DaBhaR-Übersetzung von Dr. von Siebenthal

Im Folgenden wird beispielhaft für kritische Einwände eine  Stellungnahme von Dr. Heinrich von Siebenthal kommentiert. Er hat sich 2014 speziell mit der konkordanten Übersetzung nach Baader (DaBhar) beschäftigt. Dr. von Siebenthal war  Dozent an der Freien Theologischen Akademie (FTA) Gießen.  Sein vollständiger Text findet sich hier. Zitate aus diesem Text sind in grauer Schrift wiederholt:

„[…] Die Zielsetzung der Baaderschen Übersetzung ist sicher zu begrüßen: Der Wortlaut der Heiligen Schrift als des unfehlbaren Gotteswortes soll möglichst genau erfaßt und vermittelt werden. Bewundernswert ist auch der enorme zeitliche und finanzielle Aufwand, der offensichtlich in die Erreichung dieses Zieles investiert worden ist und noch investiert wird. Dennoch ist dieses Werk aus sprach- bzw. übersetzungswissenschaftlicher Sicht eindeutig als negativ zu beurteilen. Baaders Programm muß als Irrweg, seine Übersetzung als nahezu wertlos, ja in einer gewissen Weise auch als theologisch gefährlich bezeichnet werden.“

Hier verwendet von Siebenthal den kleinen rhetorischen Trick, Bewunderung für eine Position vorzugeben, die man mit der nächsten Bemerkung sogleich umso schonungsloser verdammen darf. Von Siebenthal stellt das Urteil in demagogischer Form („theologisch gefährlich, wertlos“) vorweg, um dem Leser gar nicht mehr die Möglichkeit zu geben, objektiv zu urteilen. Eine sachliche Auseinandersetzung ist jetzt schon nicht mehr zu erwarten. Ein Wissenschaftler, der in erster Linie informieren möchte, hätte dagegen zuerst die Fakten und Sichtweisen gegenüber gestellt, zum eigenen Urteilen angeregt und hätte dann erst dann ein eigenes Fazit präsentiert.

„Eine Übersetzung irgendeines Textes von einer Sprache in eine andere darf dann als wirklich gelungen bezeichnet werden, wenn sie genau die Inhalte (nicht mehr und nicht weniger) vermittelt, die der Verfasser des Originals kommunizieren wollte (Erfordernis der Originaltreue), und zwar in einer Weise, die für den Sprecher der Zielsprache (sprachlich) mindestens so gut verständlich ist, wie es das Original für den Sprecher der Ausgangssprache war (Erfordernis der Verständlichkeit/Natürlichkeit). Nun lassen sich zwar im Prinzip in jeder Sprache alle denkbaren Inhalte ausdrücken, so daß bei jeder Übersetzung Originaltreue im Prinzip (!) realisierbar ist. Mehr oder weniger große Unterschiede zwischen den einzelnen Sprachen gibt es hingegen im Bereich der Ausdrucksmittel, der Formen, die beim Vermitteln der Inhalte eingesetzt werden (Laute; Anzahl, Art, Form und Stellung der verwendeten Wörter; der Bau der einzelnen Sätze und die Art, wie diese zu Abschnitten und ganzen Texten verknüpft werden). Soll die Übersetzung bei aller Originaltreue auch verständlich sein, so geht es ohne mehr oder weniger drastische Veränderungen der formalen Struktur des Textes nicht ab. Selbstverständlich wird ein verantwortungsbewußter Übersetzer die Form des Originals nicht willkürlich verändern.“

Genau diese willkürlichen und bewussten Veränderungen sind aber passiert, wie ja diese Seiten an anderer Stelle deutlich aufzeigen. Die Kritik an herkömmliche Übersetzungen bezieht sich nicht auf die freiere Form, sondern darauf, dass die Inhalte bewiesenermaßen in herkömmlichen Bibelübersetzungen an eigene Vorstellungen angepasst wurden (woran man erkennen kann, dass Form- und Inhaltstreue zusammenhängen). Genau deswegen wurde ja auch die konkordante Methode entwickelt. Von Siebenthal hätte nur dann Recht, wenn es Menschen geben würde, die Gottes Gedanken in der Gesamtheit kennen würden und denen bei der Interpretation des Originals keine Fehler passieren könnten. Dies ist aber keinem lebendem Menschen gegeben. Deswegen ist der freie Ansatz der Übersetzung im Fall der Bibel ein Irrweg. Die Richtigkeit des in einer anderen Sprache wiedergegebenen Inhalts hängt bei herkömmlichen Übersetzungen davon ab, ob der Übersetzer den Inhalt des Originals richtig erkannt hat, bzw. richtig erkennen konnte. Eine frei übersetzte Bibel ist immer eine Auslegung, die, da es eben eine menschlich fehlerbehaftete Meinungsäußerung ist, völlig falsch sein kann. Die konkordante Übersetzungstechnik dämmt diese Fehlerquelle ganz wesentlich ein. Von Siebenthal behandelt hier also gar nicht das Problem und müht sich gar nicht darum, die Intention zu verstehen und zu behandeln, die zur konkordanten Übersetzungstechnik geführt hat. Im Übrigen hat auch nicht Baader diese Methode entwickelt, auch andere haben sie mit unterschiedlichem Ergebnis schon vor ihm angewendet. Möglicherweise wusste Dr. von Siebenthal dies nicht. Eine Trennung der Kritik an der Methode und an einer einzelnen Ausprägung hätte ebenfalls zur Versachlichung beigetragen.

„Beherrschende Prinzipien sind stets die Erfordernisse der Originaltreue und der Verständlichkeit. Je nach Zielgruppe kann dabei die Umstrukturierung auch unterschiedlich stark ausfallen. Z.B. wird sich eine Übersetzung (etwa des [altmesopotamischen] Gilgamesch-Epos, der [altgriechischen] homerischen Epen oder der Werke eines Dante, Shakespeare oder Molière), die den Bedürfnissen eines Literaturwissenschaftlers gerecht werden möchte, zweifellos stärker an die Form des Originals anlehnen als eine, die für Nichtspezialisten bestimmt ist.“

Die gesamte Ausarbeitung von Dr. von Siebenthal krankt an der Prämisse, dass die Bibel genau so übersetzt werden müsse wie ein Roman, ein rein menschliches Werk mit oft ungenauem Sprachgebrauch. Die Bibel ist doch aber ein davon abweichendes Buch, das auch eine besondere Behandlung verdient. Zudem verkürzt von Siebenthal den konkordanten Übersetzungsansatz auf eine starke Formtreue. Bei konkordanten Übersetzungen geht es aber im Kern darum, gleiche Begriffe im Original nach Möglichkeit mit dem gleichen Begriff in der Zielsprache zu übersetzen, um die übliche Willkür einzuschränken. Es gibt konkordante Übersetzungen, die sich nicht so stark der Formtreue verpflichtet fühlen wie die DaBhar (z.B. das KNT) und wesentlich eingängiger zu lesen sind. Baader versucht dagegen ganz bewusst so formtreu zu übersetzen, dass von einer Kunstsprache geredet werden kann, an die man sich erst gewöhnen muss. Er steht aber auf dem Standpunkt, dass sich das lohnt. Sicherlich ist diese recht extreme Art der konkordanten Übersetzung auch nicht für Einsteiger im Glauben geeignet.

„Diese allgemeinen Übersetzungsgrundsätze gelten prinzipiell gleichermaßen auch für den Umgang mit der Bibel. Wer Bibeltexte übersetzen will, muß die formale Struktur des biblischen Grundtextes – im Interesse von Originaltreue und Verständlichkeit – genauso verändern, wie dies ein Übersetzer außerbiblischer Texte tut. Dies hängt u.a. damit zusammen, daß die Grundsprachen der Bibel, Hebräisch, Aramäisch und Griechisch, im Prinzip ganz normale menschliche Sprachen sind (sie wurden auch für profane Zwecke verwendet). Gott hat sie zwar gewissermaßen »erwählt« und sich ihrer bedient, um sich uns Menschen zu offenbaren. Doch dadurch wurde ihr Sprachcharakter nicht verändert; sie funktionierten grundsätzlich exakt wie jede andere Sprache und erfordern daher auch denselben methodischen Umgang.“

Was Dr. von Siebenthal hier als gegeben ansieht, ist nicht der Fall. Natürlich entstammen die Grundsprachen der Bibel in der Grammatik und Semantik menschlichen Sprachen, dennoch ist die Bibel nicht wie jedes andere Buch der Welt entstanden, sondern sie nimmt eine herausragende, einzigartige Position ein. Hier war Gott selbst am Werk, »Alle Schrift ist gottgehaucht (2. Tim. 3,16)«. Wer überzeugt wurde, dass die uns persönlich ansprechenden Worte Jahwes reine sind, dass sie „Ausgeschmolzenes“, also Schlackenfreies darstellen und siebenfach gefiltert sind (Psalm 12,7), wird nicht mehr davon ausgehen, dass die Sprache genau so verwendet wurde wie in jedem anderen Buch und die Methoden der Übersetzung die dort richtig sein mögen, es auch im Fall der Bibel sind und daher „allgemeine Übersetzungsgrundsätze“ auch hier ohne Weiteres angewendet werden müssen und andere nicht in Frage kommen.

Wer Baaders Übersetzung anhand des Originals oder auch anhand einer herkömmlichen Übersetzung durchgeht, wird bald merken, welchem grundsätzlichen Irrtum er verfallen ist: Er glaubt offenbar, Originaltreue sei nur durch möglichst große Formtreue gegeben. Um diese zu erreichen, setzt er eine extrem konkordante Übersetzungstechnik ein, die grundsätzlich jedes Wort des Originals durch ein einziges Wort der Zielsprache wiedergeben möchte. Da dies wegen der oben erwähnten vielfältigen Strukturunterschiede zwischen allen Einzelsprachen der Welt sowie der äußerst verbreiteten Mehrdeutigkeit sprachlicher Ausdrucksmittel auf allen Sprachebenen (Laut, Wort, Satz, Text) naturgemäß niemals gelingen kann, …“

Es ist eine reine Annahme, dass die Begriffe der Bibel so mehrdeutig sind, dass die konkordante Übersetzungsmethode keinen Sinn mehr macht. Das mag für weltliche Bücher der Fall sein. Baader und andere haben doch gezeigt, dass dem im Fall der Bibel nicht so ist. Die Beweise in Form der Übersetzungen liegt ja vor und objektive Fehler (damit sind nicht Widersprüche zu alten Kirchendogmen gemeint!) aufgrund dieser Übersetzungstechnik konnte Dr. von Siebenthal nicht präsentieren. Fehler in herkömmlichen Übersetzungen, die auch den Inhalt grob entstellen, sind aber zuhauf festzustellen. Richtig ist zwar, dass insbesondere die DaBhar-Übersetzung eine sehr rohe Übersetzung ist, die dem Leser viel Denkarbeit aufbürdet. Baader steht aber auf dem Standpunkt, dass ernsthaften Christen diese Denkarbeit über Gottes Wort mehr Gewinn beschert als eine eingängige, aber inhaltlich falsche Übersetzung.

„… versucht er dies dann aber dadurch zu erzwingen, daß er Grammatik und Wortschatz der Zielsprache, sprich in unserem Fall Deutsch, seinen Vorstellungen gemäß verändert. Ergebnis: formal ist er zwar in gewisser Weise ziemlich nahe beim Original geblieben – dies jedoch auf Kosten nicht nur der Verständlichkeit, sondern auch der Originaltreue im einzig legitimen Sinne von optimaler inhaltlicher Übereinstimmung zwischen Übersetzung und Original.“

Die Frage ist doch hier, wie beurteilt wird, was inhaltlich optimal übereinstimmt, also originalgetreu ist. Richtig ist (und nur das meint von Siebenthal), dass die Inhalte der traditionellen Übersetzungen mit einer objektiveren Übersetzungsmethode in Frage gestellt werden. Der wissenschaftliche Ansatz kann doch aber nicht sein, eine Übersetzungsmethode daran zu messen, ob das Ergebnis zu den Kirchendogmen passt, die zu den herkömmlichen Übersetzungen geführt haben. Ein derartiges Kriterium ist aus wissenschaftlicher Sicht untauglich und konnte nur zu dem Ergebnis führen, zu dem von Siebenthal kommen wollte.  Von Siebenthal schließt in seinen Annahmen schlicht und einfach aus, dass herkömmliche „theologische“ Theorien an der einen oder anderen Stelle nicht biblischen Ursprungs sind, was mit einem wissenschaftlichen Übersetzungsansatz nun ans Tageslicht kommt.

„Inhaltlich Verfälschendes läßt sich bei Baaders Ansatz auf verschiedenen Ebenen der Sprache feststellen:

Wortbedeutungsebene: Das Bemühen einerseits um konkordante Wiedergabe (s.o.) und andererseits um etymologische Genauigkeit verführt ihn dazu, nicht nur – wie erwähnt – völlig undeutsch zu übersetzen (z.B. »salbhütten« für »salben« in Ruth 3,3), sondern das Bedeutungsgepräge mancher Grundtextwörter durch inhaltliche Verkürzung (z.B. »äonisch« [lediglich einen »Äon« dauernd] statt [wie es sprachwissenschaftlich eindeutig ist] »ewig« z.B. in 2. Petrus 1,11 und Hebräer 6,2) „

Was von Siebenthal hier unter sprachwissenschaftlicher Eindeutigkeit verstanden wissen will, ist reine theologische Auslegung. Gerade die willkürliche und fallweise Auslegung des griechischen Wortes „aionion“ mit „ewig“ statt „äonisch“ verstellt doch den Inhalt des Textes. Das äonische Königreich in 2. Petrus 1,11 ist ebenso zeitlich begrenzt (es ist zukünftig und hat ein Ende), wie das äonische Urteil (während der gleichen Zeit) in Hebräer 6,2. Die Meinung, dass dort statt dem Begriff des Grundtextes einfach ein anderer verwendet werden könne, entspringt speziellen theologischen Vorstellungen. Es hat aber hat keineswegs irgendetwas mit „Sprachwissenschaft“ zu tun, wenn vorgefasste Meinungen das Kriterium für die Qualtität einer Übersetzung sind, wie von Siebenthal es hier darstellt. Anders gesagt: Man kann eine Übersetzung nicht daran messen, ob sie mit einem Dogmensystem übereinstimmt, das Maßstab für die freie Übersetzungen war, mit der verglichen wird.

„…oder Entstellung (z.B. das erwähnte »Herabwurf des Kosmos« von Epheser 1,4, das im deutschen eine negative Nuance [die des Zerstörens] bekommt) zu verändern.“

Richtig ist, dass der biblische Sprachgebrauch nicht immer den menschlichen Empfindungen entspricht. Das kann aber kein Kriterium für eine richtige Bibelübersetzung sein. Das gleiche „Herabwurf“ (Niederwurf) wird auch in Heb. 11,11 benutzt, als es um den Geburtsvorgang bei Sara geht (im Sinn von Niederkunft). Damit ist lediglich ein dynamischer Vorgang gemeint. Wir müssen unsere Vorstellungen dem biblischen Sprachgebrauch anpassen.

Wortformenebene: Hebräische Wortformen, die eindeutig einen Wunsch bzw. einen indirekten Befehl ausdrücken, übersetzt Baader als Gegenwart, offenbar weil sie äußerlich z.T. bestimmten Formen ähnlichen sehen, die häufig die Gegenwart bezeichnen (so steht in 1. Mose 1,3 »Es wird Licht« statt »Es werde Licht«).

Satzbauebene: Ein Beispiel für eine Entstellung (Ruth 2,10): »Weshalb ‚finde ich Gnade in deinen Augen mich zu kennen ‚… « statt »… daß du (!) mich kennst (= dich um mich kümmerst) …«.

Keine Übersetzung wird in jedem Detail Zustimmung von allen Fachleuten finden. Baader behauptet auch gar nicht, dass die DaBhar fehlerfrei ist. Es geht aber darum, dass aufgrund des konkordanten Übersetzungsprinzips nicht mehr willkürlich und angepasst an vorher festgelegte Dogmen „übersetzt“ werden kann.

„Diese Übersetzung verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt.“

 Nein, sie löst die Verkrustung von alten historisch aus anderen Religionen, Kulten und Philosophien enstandenen, „theologisch“ verstellten Übersetzungen. Umgekehrt ist es also richtig: Sie rückt entstellte, traditionelle Bibelübersetzungen wieder zurecht und lässt den Text für sich wieder neu strahlen.

„Dies eine kleine Auswahl von fast endlos vielen Beispielen, die zeigen, daß diese Übersetzung weder originalgetreu (sie verkürzt und entstellt auf Schritt und Tritt) noch verständlich ist (sie benutzt eine vom Übersetzer selbst erschaffene Kunstsprache). Theologisch in einem gewissen Sinne gefährlich ist sie insofern, als sie immer wieder im Grundtext eindeutige Aussagen durch die verkürzende Behandlung mancher Wort- und Satzinhalte mehrdeutig bzw. vage macht (z.B. das »ewige« wird zu einem »äonischen« [zeitlich begrenzten] Gericht) …“

Mit dieser Aussage entlarvt sich von Siebenthal geradezu. Gerade die übliche „Übersetzungstechnik“ lässt doch Begriffe mehrdeutig und vage werden. Luther übersetzte „aion“ 37mal mit „Welt“. 75mal benutzte er „Ewigkeit“/“ewig“/“ewiglich“, jeweils 1mal „Lauf“, „vorzeiten“ und „Zeit“. Das ist doch vage und mehrdeutig! Diese von der Religion gewollte Mehrdeutigkeit (die sogar dann in Wörterbüchern dokumentiert wurde), schafft nun die Möglichkeit, den Grundtext so zu deuten, wie es dem Übersetzer gerade gefällt. So werden äonische Gerichte Gottes kurzerhand zu einer unaufhörlichen, sinnlosen Quälerei eines unbarmherzigen Gottes umgedeutet, statt zumindest auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass hier aufgrund der selbst erfundenen Mehrdeutigkeit ebenso gut ein zeitlich begrenztes Ausrichten auf Gott gemeint sein könnte. Verschwiegen wird auch, dass nur das auch in den Kontext der Bibel paßt, der von Gerichten gemäß der Werke spricht (Mt. 16,27; Rö. 2,6; 2. Tim. 4,14; Of. 20,12 usw.). Ein unendlich langes Quälen wäre dagegen nicht verhältnismäßig. Somit steht die Irrlehre der „ewigen“ Verdammnis auf den tönernen Füßen einer äußerst fragwürdigen, willkürlichen Bibelauslegung, die unter dem Deckmantel „Bibelübersetzung“ unter die Menschen gebracht wird.

Was von Siebenthal nicht gefällt, sind die Aussagen, die eine gute Übersetzung macht. Sie gefallen ihm theologisch nicht und müssen daher seiner Meinung nach falsch sein. Wissenschaftlich hat Herr von Siebenthal hier nicht gearbeitet.

Der einzige Weg der Bibelübersetzung kann nur sein, sich von vorgefassten Kirchendogmen und der vielen Einflüssen unterliegenden, oft nicht mehr logischen Entwicklung einer Sprache frei zu machen. Der Begriffsinhalt eines Grundtextwortes muss in der Bibel selbst gesucht werden. Dies ist sogar eine Forderung der Reformation: Luther fasste dies mit „sola scripura“ zusammen: Die Bibel soll sich selbst auslegen! Die konkordanten Übersetzungen machen sich dieses Prinzip zu eigen und führen es konsequent weiter. Möglicherweise hätte Luther an einer konkordanten Übersetzung seine Freue gehabt. Die Prämisse, die zu dieser wirklich wissenschaftlichen Übersetzungtechnik geführt hat, lautet: Die Verwendung von Sprache in der Bibel ist wesentlich exakter und logischer als im Alltag. Das Sammelsurium von Entsprechungen in Wörterbüchern, die auch nur für einen bestimmten Zeitpunkt aktuell sind, kann daher kein Maßstab sein. Der Begriffsinhalt eines Grundtextwortes kann dann erst als gefunden und biblisch legitimiert gelten, wenn die deutsche Übersetzung an allen Stellen in die Logik des jeweiligen Satzes des Grundtextes passt. Zweite Bedingung ist, dass die deutsche Übersetzung des Wortes nicht bereits für ein anderes Grundtextwort (mit anderer Wortwurzel) verwendet ist.

„ […] und damit eigenwilligen (fremde Inhalte in den Text hineinlegenden) Deutungen Tür und Tor öffnet, gleichzeitig aber beansprucht, den Leser auf diese Weise am nächsten an das Original heranzuführen.“

Diese Antwort auf die Streitschrift von Herrn von Siebenthal sollte belegt haben, dass gerade mit der freien Übersetzungstechnik fremde Inhalte in die Bibel problemlos hinein gelegt werden konnten und hineingelegt wurden. Welche Übersetzungsmethode bietet mehr Interpretationsspielraum, eine konkordante oder eine freie Übersetzung? Eigenwillige Deutungen werden doch gerade durch die herkömmliche Übersetzung ermöglicht, die eine mehr oder weniger starke subjektive Auslegung ist. Es ist also objektiv und wissenschaftlich gesehen genau anders herum, als es von Siebenthal darstellen möchte.