Der griechische Titel „theos“ (Gott)
„Mein Herr und mein Gott!“, sagt der „ungläubige Thomas“ zu Jesus in Joh. 20,28, als er Ihn als seinen Herrn anerkennt. Jesus als Herrscher auf dem Thron wird Gott genannt (Heb. 1,8), ebenso wie Herodes (Ap. 12,22), als er als König eine machtvolle Rede hält und Paulus (Ap. 28,6), als durch ihn ein Wunder gewirkt wurde. Unser himmlischer Vater ist aber als einziger der Gott aller (Eph. 4,6; 1. Kor. 8,4). Was bedeutet also „Gott“? Es ist ein Titel, es bezeichnet etwas oder jemand, dem man sich unterordnet. Könige und Kaiser (übrigens auch Titel) werden deswegen göttlich genannt. Ein Holzstück kann ein Gott sein (Jes. 44,15) oder gar der eigene Körper (Phil. 3,19).
„Theos“, das griechische Wort für Gott, entstammt dem Verb „theo“, platzieren. „Theos“ ist also wörtlich ein Platzierer, ein Unterordner (S. Zodhiates, S.909; KNT, S.469). Im NT kommt es daher auf den Kontext an, um zu erkennen, wer damit gemeint ist.
Die hebräischen Titel El, Eloah und Elohim
Im hebräischen AT wird das deutlicher: „El“ (Al) ist der absolute Gott. „Ich bin Al und keiner sonst“ (Jes. 45,22). Der Wortstamm Al bedeutet „zu hin“ und beschreibt die Haupttätigkeit Gottes, nämlich die des Unterordnens, es ist der Titel des Allerhöchsten (1. Mose 14,18-20, 1. Kor. 15,28).
„Eloah“ (Alue) ist wörtlich jemand, der auf El ausgerichtet ist. „Alle Rede Eloahs ist geläutert“ (Sprüche 30,5): Das ist Jesus Christus, „das Wort“ (Joh.1,1), das zu El ausgerichtet ist.
Die Mehrzahl lautet „Elohim“ (Alueim): die zu Al hin Unterordnenden. Das können auch Menschen sein, die von El mit besonderen Vollmachten ausgestattet wurden, aber sich El unterordnen. Menschen aus Israel werden Elohim genannt, weil ihnen Vollmacht über andere gegeben wurde (Ps. 82,8; Joh. 10,34), z.B. Richter (2. Mose 21,6) oder Mose (2. Mose 4,16). Mose wurde dem Pharao zum Gott gesetzt (2.Mose 7,1). Elohim wird allerdings meist benutzt, um auszudrücken, dass der Geist der Gottheit (El) in und durch Seinen Sohn (Eloah bzw. Alue) wirkt. Elohim ist deshalb der Schöpfer (1. Mose 1), denn durch Jesus Christus wurde das All erschaffen (Joh. 1,3).
Jewe, Jesus, Christus
Wörtlich übersetzt bedeutet Jewe (JHWH, IEUE: hebr. Tetragramm unpunktiert, statt Jahwe oder Jehova) „wird da sein, ist da, war da“; die drei Zeitformen von „sein“ (2. Mose 3,14; Off. 1,4ff). Dieser Name ist also zeitbezogen und drückt das Dasein, Wirken und Verursachen Els in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus. Durch wen schuf El die Welt, redet El zu Menschen, wirkt El? Durch Seinen Sohn (1. Kor. 8,6; 1. Tim. 2,5), denn der Vater selbst ist Geist (Joh. 4,24), niemand hat ihn jemals gehört oder gesehen (Joh 5,37)! Auch die Kombination „Jewe Elohim“ bezeichnet fast ausschließlich den Sohn, der im NT Jesus genannt werden sollte (Mt. 1,25). In der griechischen Übersetzung des AT (Septuaginta LXX) wurde Jewe meist mit „kyrios“ (Herr) übersetzt. Auch im NT sonst wird Jesus oft mit Herr angesprochen: unser Herr Jesus Christus (wie in Phil. 1,2), denn Jesus Christus wurde von Seinem Vater zum Herrn über alle eingesetzt (Ap. 10,36). Als „Herr“ (Jahwe) ist Christus das „Bild des unsichtbaren Gottes“ (2.Kor. 4,4f). Im AT wurde dafür der Titel Adonai verwendet, d.h. „mein Herr“. Als ein Titel Christi bezieht er sich auf die Dienstverpflichtung seinem Vater gegenüber.
Jesus ist die griechische Form des hebräischen Jehoshua, der Verbindung aus „Jewe“ und „Hoshea“ (Rettung, Heil). Jesus bedeutet also heb. „Jewe-Retter“ und war der Name des Sohnes vor allem im Zustand Seiner Erniedrigung auf der Erde bis zur Kreuzigung und Auferstehung, durch die alle Menschen errettet wurden (1.Tim. 4,10; Joh. 3,17 u.a.). Der Name Jesus war ein Versprechen, das eingelöst wurde.
Christus (Christos) dagegen entspricht dem hebräischen Messias (Gesalbter), ein Titel angewandt auf Priester, Könige und Propheten nach ihrer Amtsweihung mit Öl. Besonders gebraucht von Christus, der über Seine Gefährten erhaben ist (Heb. 1,9). Der Titel Christus weist auf die Würden und Ämter und auf Seine Erhöhung nach der Auferstehung hin.
So beinhaltet auch die Reihenfolge der Kombination „Jesus Christus“ oder „Christus Jesus“ eine Aussage, die auch in Übersetzungen erhalten bleiben sollte. Fehldeutungen gar (z.B. „Trinität“) entstehen, wenn die Titel Gottes und Seines Sohnes synonym verwendet werden. Gefördert wird dies durch diskordante Übersetzungen, die unterschiedliche Titel schlicht mit „Gott“ übersetzen und somit die Unterschiede nicht mehr erkennen lassen.
Siehe auch hier die ausführliche Ausarbeitung von Dieter Landersheim.