Im Neuen Testament ist das griechische „Bema“ ein Podium, ein erhöhter Platz, der im Fall von Jesus (Joh. 19,13) und Paulus (Apg. 25,6) der Ort des Richters war.
12mal kommt dieser Begriff vor, einmal auch als Bema Christi und einmal als Bema Gottes. Nur diesen beiden Fällen übersetzt das Konkordante NT mit „Preisrichterbühne“, sonst mit „Richterbühne“, wie es auch der sonstigen Verwendung entspricht. Leider hat man hier also das Prinzip verlassen, möglichst gleich zu übersetzen. Allerdings wurde nur der Wortbestandteil „bühne“ dick gedruckt, was deutlich macht, dass es sich nur bei diesem Teil um eine direkte Übersetzung handelt. Der vordere Teil „Preisrichter“ ist dünn gedruckt und somit als Zusatz erkennbar. Offensichtlich wurde das gemacht, um die Auslegung in eine bestimmte Richtung zu lenken:
Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verschmähst du deinen Bruder? Werden wir doch alle vor der Preisrichterbühne [gr. bema] Gottes dargestellt werden; denn es steht geschrieben: So wahr Ich lebe, spricht der Herr: Vor Mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird Gott huldigen.
Es geht hier um Mitchristen (Brüder), die entsprechend der Übersetzung vor der bema dargestellt werden. Deshalb wurde die Übersetzung „Richterbühne“, die sonst passend ist, abgeschwächt mit „Preisrichterbühne“, um einen offensichtlichen Widerspruch nicht aufkommen zu lassen. Fest steht nämlich: Gerichtet werden Gläubige nicht mehr (Römer 8,1; Joh.5,24). Es soll also vermittelt werden, dass nur „Preise“ verteilt werden, was im Text selbst allerdings nicht ausgesagt wird.
Wahrscheinlich liegt die Lösung woanders. Denn „Darstellen“, griechisch „paristemi“ (Strong G3936) kann aber auch mit „neben oder bei etwas stehen“ übersetzt werden. Klar ist: Vor der bema werden Menschen ihre Knie beugen. Dies kann aber nur Ungläubige betreffen, denn Christen haben längst ihre Knie gebeugt.
Treffender übersetzt wäre also, dass wir neben der bema stehen, vor der ausschließlich Ungläubige ihre Knie beugen werden (Phil.2,10). Wir würden also mitrichten.
Dies würde harmonieren mit 1.Kor. 6,1-3
Wagt es wohl jemand unter euch, der einen Rechtshandel mit einem anderen Bruder hat, vor den Ungerechten sein Recht zu suchen und nicht vor den Heiligen? Oder wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet wird, seid ihr dann etwa für so geringfügige Rechtssachen unzuständig? Wisst ihr nicht, dass wir Boten richten werden, geschweige denn Angelegenheiten des täglichen Lebens?
Hier geht es darum, dass Christen untereinander ihren Rechtsstreit vor ungläubigen Richtern ausgetragen haben, statt Unrecht zu erleiden (V.7). Dann gibt Paulus ein Ausblick auf ein Richteramt, das Gläubige zukünftig ausfüllen werden. Sie werden die Welt und Boten (Engel) richten. Dies wird möglicherweise bei verschiedenen Gerichten der Fall sein, eines ist sicher das vor dem großen weißen Thron.
Ein weiteres Mal taucht die Übersetzung Preisrichterbühne, diesmal die des Christus in 2. Kor. 5,10 auf:
Denn wir alle müssen vorne vor der Preisrichterbühne [gr. bema] des Christus offenbar gemacht werden, damit ein jeder das wiederbekomme, was er durch den Körper verübte, sei es gut oder schlecht.
Auch diese Übersetzung ist nicht alternativlos. Übersetzbar ist auch, dass „alle zu uns hin offenbart werden müssen“ [siehe hier]. In diesem Fall wären die Gläubigen wieder mitrichtend und „alle“ wäre die Welt, der Kosmos aus 1.Kor.6,2. Mit Vers 11 ist sowieso ausgeschlossen, dass Gläubige vor der Preisrichterbühne Christus offenbart werden, denn Gott gegenüber sind wir es schon (Eph. 5,8ff).
Oft wird das Geschehen vor der bema mit dem Zurechtbringen von Gläubigen gleichgesetzt, wie es hier beschrieben ist. Dies paßt aus verschiedenen Gründen nicht. Beispielsweise ist es ein Unterschied, ob man das Schlechte „wiederbekommt“, wie vor der bema oder ob es hinweg genommen und vernichtet wird, wie es in 1. Kor. 3 beschrieben ist.