Die konkordante Übersetzungsmethode

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Was bedeutet „konkordant“?

„Konkordant“ entstammt dem lateinischen „concordans“ von „concordare“ und bedeutet „einig sein, übereinstimmen“ (zu „cor“, „cordis“ Herz). Der Gegensatz ist „diskordant“. Ein „Konkordat“ beispielsweise ist ein Übereinkommen zwischen dem Staat und dem Papst. In der Geologie bezeichnet „Konkordanz“ die ungestörte und ununterbrochene Lagerung verschiedener Gesteinsschichten. Im Gegensatz zur Konkordanz bezeichnet Diskordanz Gesteinsschichten, die in einem Winkel aufeinandertreffen.

Eine „konkordante“ Übersetzung bemüht sich dementsprechend um eine größtmögliche Übereinstimmung zwischen dem Original und dem übersetzten Text.

Das Problem herkömmlicher Bibelübersetzungen

Vor der Entwicklung einer Methode sollten ihre exakten Ziele definiert werden. Herkömmliche Übersetzungsmethoden müssen auf Fehler analysiert werden, die ausgeschlossen werden sollen.

Lässt man einen englischen Text von zehn Menschen übersetzen, die des Englischen und der Zielsprache gleichermaßen mächtig sind, werden zehn verschiedene Texte das Ergebnis sein, die sich bei interpretationsfähigen Inhalten auch in der Aussage unterscheiden werden. Der Grund ist die subjektive Deutung des Textes, die ihre Ursache in den unterschiedlichen Erfahrungen, den bis dahin erworbenen Kenntnissen und der Persönlichkeit des Übersetzers (Herkunft, soziale Schicht, kulturelles Umfeld) hat.

Je freier eine Bibelübersetzungen daher ist, d.h. je weniger möglichst einheitlich und nachvollziehbar Wort-für-Wort übersetzt wird, desto eher wird das Ergebnis bereits eine Auslegung sein. Denn üblicherweise wird zunächst der Sinn der zu übersetzenden Bibelstelle gesucht und dann versucht, diesen Sinn in der Zielsprache wiederzugeben. Idealerweise weiß der Übersetzer von heute, wie der Originaltext bei den Empfängern zu biblischen Zeiten verstanden wurde. Aber auch wenn das bekannt ist, kann die theologische Meinung des Übersetzers eine noch größere Rolle spielen. So werden Bibeltexte an die Überzeugungen und verinnerlichten Dogmen der Übersetzer angepasst. Da es aber selbst über die wesentlichen Aussagen der Bibel unterschiedliche Ansichten gibt, unterscheiden sich die Übersetzungen auch entsprechend; das Ergebnis wird immer willkürlicher. Möglicherweise ist dennoch keine richtig, denn niemand kann von sich behaupten, Gottes Wort bis ins Detail verstanden zu haben. Die verwirrende Vielfalt an Bibelübersetzungen ist außerdem ein Missstand: An welche Übersetzung sollte man sich nun halten, besonders wenn Widersprüche auftreten? Welche trifft den Sinn des Originals am Besten? Welche spiegelt noch weitgehend Gottes Wort wieder und welche ist Menschenwort, theologische, fehlerbehaftete Interpretation?

Die konkordante Übersetzungsmethode gibt daher eine Systematik vor, um den Text auch verschiedener Übersetzer anzugleichen und eine dem Original sehr nahe kommende Übersetzung als Ergebnis zu erhalten. Klar ist auch, was das Ergebnis nicht sein kann: eine nach rein literarischen Gesichtspunkten „schöne“ Übersetzung, die dem Genius eines einzelnen Übersetzers entspringen könnte. Die Persönlichkeit des Übersetzers muss ja gerade bei dieser Methodik in den Hintergrund rücken, da sonst keine Harmonisierung erreicht werden kann. Dieses Übersetzungsergebnis wird auch kein „geglätteter“ Text sein können, der sich genauso flüssig liest, als wäre er in der Zielsprache geschrieben worden.

Wie wird nun „konkordant“ übersetzt?

Das Prinzip und die Umsetzung der konkordanten Übersetzungsmethode

Der Leitsatz ist:

„Die Bedeutung eines Wortes ergibt sich grundsätzlich aufgrund seiner Verwendung an allen Stellen.“

Und so wird das umgesetzt:

  • Wichtigstes Werkzeug ist eine Konkordanz, die den zur Übersetzung nutzbaren Wortschatz der Zielsprache auf ein Minimum einschränkt. Jedes Wort des Ursprungstextes wird dabei mit allen Belegstellen aufgeführt. Allein durch den Vergleich der Verwendung an allen Stellen ergeben sich wertvolle Hinweise zur Bedeutung oder zum Bedeutungsspektrum des Wortes. Es wird dann versucht, möglichst mit nur einem Wort der Zielsprache zu übersetzen. Jedes Wort der Zielsprache dient dabei auch umgekehrt, wenn irgend möglich, zur Wiedergabe nur eines Ursprungsworts. Abweichungen von diesem Prinzip müssen begründet werden.

  • Wurzelverwandte Wortgruppen der Ursprungssprache werden mit wurzelverwandten Wortgruppen der Zielsprache widergegeben (z.B. chäsäd = Huld; chasad = hold sein; chasidim = die Holden; Aion = Äon, aionion = äonisch).

  • Worte, die nicht im Original zu finden sind, aber flüssiges Lesen ermöglichen, müssen als solche kenntlich gemacht werden, z.B. durch Kursiv- oder Schwachdruck.

  • Fremdworte (z.B. Kreatur, Lektion, Bistum) werden möglichst nicht verwendet, um die Verständlichkeit zu erhöhen.

Somit erklärt sich die Bibel selbst. Persönliche Interpretationen und der Einfluss wechselnder theologischer Ansichten werden weitestgehend zurückgedrängt. Das Ergebnis ist eine größtmögliche Genauigkeit.

Wird dem Leser eine Konkordanz zur Verfügung gestellt, kann einfach vom Wort der Zielsprache auf das Ursprungswort geschlossen werden. Werden außerdem die Bibelstellen angegeben, an denen der Begriff noch vorkommt und eventuell eine Definition, entsteht ein äußerst wertvolles Hilfsmittel zum Bibelstudium. Der Prozess des Übersetzens wird so transparent und überprüfbar. Freilich bleibt aber auch eine konkordante Übersetzung ein menschliches Werk und damit können auch dort Fehler passieren.

Grenzen

Natürlich ist die konkordante Übersetzungsmethode sehr aufwendig und nur im Ausnahmefall für andere Texte als die Bibel die ideale Art der Übersetzung. Der Grund ist, dass die Grundsprachen der Bibel in der Grammatik und Semantik zwar menschlichen Sprachen entstammen, jedoch ist die Bibel nicht wie jedes andere Buch der Welt entstanden, sondern sie nimmt eine herausragende, einzigartige Position ein. Hier war Gott selbst am Werk, „Alle Schrift ist gottgehaucht (2. Tim. 3,16)“. Wer überzeugt wurde, dass die uns persönlich ansprechenden Worte Jahwes reine sind, dass sie „Ausgeschmolzenes“, also „Schlackenfreies“ darstellen und siebenfach gefiltert sind (Psalm 12,7), wird nicht mehr davon ausgehen, dass die Sprache genau so verwendet wurde wie in jedem anderen Buch. Die Prämisse, die zu dieser wirklich wissenschaftlichen Übersetzungstechnik geführt hat, lautet also: Die Verwendung von Sprache in der Bibel ist wesentlich exakter und logischer als im Alltag.

Die Vorzüge der konkordanten Methode bei Bibelübersetzungen zeigen sich besonders, wenn man sich die schwerwiegenden Fehler vor Augen führt, die aufgrund der üblichen Übersetzungstechnik aufgetreten sind und den Sinn nachweislich grob verstellt haben (siehe Wortstudien). Für den Laien, der die Ursprache nicht lesen kann, war es bislang schwer, dies zu erkennen. Sicher, wird es ungewohnt sein, bekannte biblische Texte in anderen Worten zu lesen. Aber es lohnt sich: Die konkordante Methode fegt ungute Verkrustungen der Tradition weg und lässt den Text für sich wieder neu strahlen.

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